Der Dekan der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät und das Institut für Zeitgeschichte, Schwerpunkt Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte, laden im Rahmen des SE „Jugendkulturen im Film: Die DEFA im internationalen Vergleich“ zum Gastvortrag
- Timothy Dail, DEFA Film-Library, University of Massachusetts (USA): Eine „korrekte“ Liebe hat doch kein Happy-End!? Die (rebellische?) Jugendliebe in DEFA Filmen
Zeit: Dienstag, 19.5.2009, 13.15 Uhr
Ort: SR 2, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1, 1090 Wien
Was könnte schöner als eine Liebesgeschichte sein? Im DEFA-Film waren es hauptsächlich „didaktische“ Liebesgeschichten, die unter dem Einfluss sozialistischer Ideologie ihren Lauf nahmen… Die in der DDR zu Kultfilmen gewordenen DEFA- Produktionen HEISSER SOMMER (1968) und SIEBEN SOMMERSPROSSEN (1978) boten „Jugendlichen“ jedoch nicht nur einen Ausweg aus dem reglementierten, politischen und ideologischen Alltag der DDR, sondern auch den leicht rebellischen Spielplatz, den sie so sehr begehrten. Die „sozialistische“ Jugend durfte einen Kinofilm lang ihren Frust und ihre Unzufriedenheit vergessen und in eine idealisierte Spaßwelt eintauchen. Die beiden Filme waren aber in ihrer Freizügigkeit keineswegs ohne Ideologie, denn auch sie repräsentierten eine „korrekte“ Liebe, die das utopische Happy-End der Liebesgeschichten und Komödien des Westens verbot. Stattdessen hatten die Filme eine Erziehungsfunktion, die den Kapitalismus mit dem Sozialismus kontrastierte und zeigte, dass eine „wahre, reine“ Liebe sich ausschließlich unter sozialistischen Umständen entwickeln konnte. Am Ende sind es kein Kuss, keine Liebeserklärung, die ein klassisches Happy-End erfüllen würden, sondern die Harmonie des Sozialismus und die in der DDR-Jugendpolitik proklamierte „ausgeglichene Kombination des Verstandes und der Vernunft mit einem sozialistischen Wohlgefühl“, das wahre Liebe ermöglichen würde.
aus: veranstaltungen.zeitgeschichte@lists.univie.ac.at