Öffentliche Tagung des Arbeitskreis Historische Familienforschung (AHFF) in der Sektion Historische Bildungsforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft Hildesheim
Zeit: 28.-30.01.2010
Ort: Universität Hildesheim
Deadline: 31.07.2009
Familienkulturen und Familientraditionen finden in inner- und außerwissenschaftlichen Debatten zunehmend Aufmerksamkeit; nicht zuletzt werden sie im Gefolge von internationalen Schulleistungsvergleichen für den schulischen Erfolg oder Misserfolg von Kindern und Jugendlichen mitverantwortlich gemacht. Dabei werden Familienkulturen und -traditionen auch in den Zusammenhang der sozialen Lage von Familien, der Veränderung von Lebensstilen sowie allgemeiner gesellschaftlicher Normen- und Werteentwicklungen gestellt. In historischer Perspektive ist das Interesse an der Familie zunächst vor allem aus den neueren Theoriedebatten um die Möglichkeiten und Grenzen sozial- und kulturhistorischer Zugänge erwachsen. In diesem Zusammenhang sind durch die stärkere Beachtung der historischen Akteure mikrohistorische Familienbiographien entstanden; dezidierte historische Forschungen zu Familienkulturen und -traditionen sind jedoch selten.
Die Tagung fragt daher aus historischer Perspektive nach der innerfamiliären und der gesellschaftlichen Bedeutung von Familienkulturen und -traditionen und ihrer Entwicklung. Im Zentrum der Betrachtung steht die Familie als erziehende und sozialisierende Instanz, die neben weiteren gesellschaftlichen Institutionen die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Mitglieder durch Generationsbeziehungen, Erziehung/Erziehungsstile und sozialisatorische Arrangements entscheidend prägt. Dies ermöglicht analytische Zugriffe auf die Familie auf verschiedenen Ebenen. Mikrohistorisch geht es bei Familientraditionen um die Entstehung, Ausgestaltung und Weitergabe von Ritualen, Themen, Aufträgen, Normen und Werten etc. in der Familie. Dabei können auch Familienkulturen, d. h. familiale Lebensstile und Generationsbeziehungen, die Ausgestaltung kindlicher und jugendlicher Lebensräume in der Familie, Familienfeste etc. stark durch Familientraditionen geprägt sein. In makrohistorischer Perspektive geht es um gesellschaftliche, politische, kulturelle und ökonomische Bedingungsgefüge und Einflussfaktoren auf Familienkulturen und -traditionen. Hier stellt sich unter anderem die Frage nach der Bedeutung von Standes-, Klassen-, Schicht- und Milieuzugehörigkeit, nach der Bedeutung öffentlicher Debatten und Stellungnahmen, von bildungs- und familienpolitischen Maßnahmen etc. für Familienkulturen und -traditionen.
Auf der Tagung sollen diese Forschungsfragen in einem großen zeitlichen Rahmen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart behandelt werden. Im Zuge der Durchstaatlichung der europäischen Gesellschaften, die in der Frühen Neuzeit begann und sich im 18. Jahrhundert verstärkte, entstanden für die Familie neue Aufgaben und Zuständigkeitsbereiche, die sich vor allem auf das Eltern-Kind-Verhältnis bezogen: Die Familie wandelt sich von einer Versorgungs- zu einer Erziehungsgemeinschaft. In diesem Zusammenhang fragt die Tagung in mikrohistorischer Perspektive nach Familientraditionen und -kulturen in einzelnen Familien, in Verwandtschaftsnetzen und in sozialen Gruppen seit dem 18. Jahrhundert – sowohl in spezifischen Zeiträumen und Epochen als auch unter der Perspektive von Kontinuität und Wandlungsprozessen – und in makrohistorischer Perspektive nach der Herausbildung, Kontinuität und Veränderung von Familienkulturen und -traditionen in Gesellschaften in einzelnen Epochen und im historischen Prozess. Transnationale und international-vergleichende Untersuchungen sind daher neben Einzelfallanalysen, regionalen und nationalen Forschungsperspektiven ausdrücklich erwünscht. Darüber hinaus können auf der Tagung theoretische und methodische Zugänge zum Thema vorgestellt und am historischen und aktuellen Material diskutiert werden.
Historische Erkenntnisse können aktuelle Problemlagen aufklären helfen, der Bezug auf aktuelle Problemlagen wiederum kann neue historische Perspektiven eröffnen. Mit Blick auch auf aktuelle Debatten und Forschungen über Familienkulturen und -traditionen und ihre Bedeutung soll deren historische Genese und Gestaltung differenziert erörtert werden. Geplant ist daher, dass auf der Tagung neben historischen Forschungen Untersuchungen zu aktuellen Familienkulturen und -traditionen vorgestellt werden und im Kontext eines thematischen Panels aus historischer Forschungsperspektive diskutiert werden können.
Die Vorträge sollen 30 Minuten nicht überschreiten. Als deadline für Themenvorschläge mit einem kurzen Exposé setzen wir den 31. 07. 2009.
Bitte schicken Sie Ihren Vorschlag per mail an Prof. Dr. Carola Groppe, Professur für Erziehungswissenschaft, insbesondere Historische Bildungsforschung, Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften, Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg, Postfach 700822, 22008 Hamburg (groppe#hsu-hh.de Tel. 040/6541-2854).
Kontakt:
Prof. Dr. Carola Groppe
Helmut-Schmidt-Universität, UniBW Hamburg
Postfach 700822, 22008 Hamburg
040/6541-2854
groppe#hsu-hh.de
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