Vortrag im Rahmen von Geschichte am Mittwoch (Web) und dem Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit (Web)
Ort: Hörsaal 45, Universitätsring 1, 1010 Wien, 2. Stock
Zeit: Mittwoch, 21.1.2015, 18:30 h s.t.
- Moderation: Susanne Hehenberger
Im 18. Jhd. zogen Söldner von der Militärgrenze eine Spur der Verwüstung durch halb Europa. Wo immer Kroaten, Panduren, Raitzen und Tolpatschen auftauchten, zeigte sich der Krieg von seiner häßlichsten Seite. Im kleinen Krieg kamen diese wilden Fremden der Zivilbevölkerung in Bayern, Böhmen, Schlesien und Preußen gefährlich nahe. Kaum ein Chronist, der nicht die Gräueltaten der Kroaten beschrieben hätte, kaum ein Befehlshaber, der nicht über die Disziplinlosigkeit der Grenzer schimpfte und kaum ein General, der nicht sofort bereit gewesen wäre, derart kampferprobte leichte Reiter in sein Heer aufzunehmen. So menschenverachtend und barbarisch die Gräuel der Krieger von der Militärgrenze in den Quellen beschrieben werden, so wenig ist über die »Kroaten« als Gruppe bekannt. Besaßen sie eigene Rituale, Verhaltensregeln, eine Gruppenidentität und einen Zusammenhalt, der sie von anderen Regimentern und Einheiten unterschied? Lässt sich durch die Untersuchung konkreter Gewalthandlungen und Gewaltkontexte die Frage klären, ob die Grenzer eine fremde Gewaltkultur nach Mitteleuropa brachten oder steckte hinter ihrer Gewaltausübung eine andere Logik?
Philipp Batelka studierte Philosophie, Geschichte und Englisch in Freiburg, Paris, Santiago de Chile und Zagreb; Magister (Freiburg). Seit Oktober 2012 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschergruppe Gewaltgemeinschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen.