Vortrag im Rahmen der Ring-Vorlesung: Menschenrechte – Frauenrechte? Menschenrechte und Geschlecht von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart, SoSe 2015, Studienprogrammleitung Geschichte der Univ. Wien; Organisation: Carola Sachse und Roman Birke (Web)
Zeit: 18.05.2015, 18.30-20.00 Uhr
Ort: Universitätsring 1, Hörsaal 41, 1. Stock, Stiege 8
Weitere Vorträge im Semesterprogramm
- 01.06.2015: Elisabeth Holzleithner: Menschenrechte als Instrument feministischer Emanzipation? Herausforderungen für Theorie und Praxis.
- 08.06.2015: Kristina Stöckl: Die Politik der traditionellen Werte der Russischen Orthodoxen Kirche: Vom Aufbruch und Ende der LGBT-Rechte im post-sowjetischen Russland.
- 15.06.2015: Anke Graneß: Menschenrechte und Gender: Positionen aus Afrika.
- 22.06.2015: Birgit Sauer: Menschenrechte zwischen kulturellen und individuellen Rechten am Beispiel der Verschleierung.
Während Menschenrechte aus völkerrechtlichen und politikwissenschaftlichen Blickwinkeln bereits länger untersucht werden, ist die historische Menschenrechtsforschung eine neue Disziplin. Historische Untersuchungen fragen danach, welche Rolle Menschenrechte in staatlichen Aushandlungsprozessen spielten, welche Bedeutungsveränderungen in menschenrechtlichen Diskursen festzustellen sind und welche gesellschaftlichen AkteurInnen sich auf Menschenrechte bezogen haben. Zeitlich konzentriert sich die rezente Forschung auf die Zeit nach 1945. Diplomatische Verhandlungen im Rahmen der Verabschiedung der UNO-Menschenrechts-Deklaration gerieten dabei ebenso in den Fokus wie die zunehmenden Kampagnen von NGOs, die sich mit der 1961 erfolgten Gründung von Amnesty International intensivierten. Trotz des menschenrechtlichen Aktivismus von Frauen und der deutlichen Fortschreibung androzentrischer Geschlechter-Verhältnisse in Menschenrechts-Diskursen, blieb die Integration der Kategorie Geschlecht in den meisten Arbeiten außen vor. Die Madres de la Plaza de Mayo, die UN-Dekade der Frau, die schwierigen Auseinandersetzungen um die Anerkennung von frauenspezifischen Gewalterfahrungen als Menschenrechts-Verletzungen werden allenfalls in Nebensätzen erwähnt.
Die Ring-Vorlesung möchte diese Leerstelle schließen, indem sie jenen Forscher/innen eine Plattform bietet, die die Kategorie Geschlecht in ihren Arbeiten zu Menschenrechten berücksichtigen. Das Nachspüren vergeschlechtlicher Bedeutungen in menschenrechtlichen Auseinandersetzungen ermöglicht es darüber hinaus, die zeitliche Perspektive zu erweitern. Über einen historisch Zeitraum von der Frühen Neuzeit, die Französische Revolution bis in die Gegenwart werden unterschiedliche Formen menschenrechtlicher Anliegen von Frauen deutlich.