Ring-Vorlesung: Carola Sachse und Roman Birke: Das Geschlecht der Menschenrechte von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart, SoSe 2015 ab 09.03.2015, Wien

Studienprogrammleitung Geschichte (SPL 7) der Universität Wien; Organisation: Carola Sachse und Roman Birke
Zeit: montags wöchentlich ab 09.03.2015, 18.30-20.00 Uhr
Ort: Universitätsring 1, Hörsaal 41, 1. Stock, Stiege 8
Während Menschenrechte aus völkerrechts- und politik-wissenschaftlichen Blickwinkeln bereits länger untersucht werden, ist die historische Menschenrechts-Forschung eine neue Disziplin. Historische Untersuchungen fragen danach, welche Rolle Menschenrechte in staatlichen Aushandlungs-Prozessen spielten, welche Bedeutungs-Veränderungen in Diskursen festzustellen sind und welche gesellschaftlichen AkteurInnen sich darauf bezogen haben.
Zeitlich konzentriert sich die Forschung auf die Zeit nach 1945. Diplomatische Verhandlungen im Rahmen der Verabschiedung der UNO-Menschenrechts-Deklaration stehen ebenso im Fokus wie die zunehmenden Kampagnen von NGOs, die sich mit der Gründung von Amnesty International (1961) intensivierten.
Trotz des menschenrechtlichen Aktivismus von Frauen und der deutlichen Fortschreibung androzentrischer Geschlechter-Verhältnisse in den Diskursen, blieb die Kategorie Geschlecht in den meisten Arbeiten außen vor. Die Madres de la Plaza de Mayo, die UN-Dekade der Frau, die schwierigen Auseinandersetzungen um die Anerkennung von frauenspezifischen Gewalterfahrungen als Menschenrechts-Verletzungen werden allenfalls in Nebensätzen erwähnt.
Die Ring-Vorlesung möchte diese Leerstelle schließen, indem sie jenen Forscher/innen eine Plattform bietet, die die Kategorie Geschlecht in ihren Arbeiten zu Menschenrechten berücksichtigen. Das Nachspüren vergeschlechtlicher Bedeutungen in menschenrechtlichen Auseinandersetzungen ermöglicht es darüber hinaus, die zeitliche Perspektive zu erweitern. Über einen historisch Zeitraum von der Frühen Neuzeit, die Französische Revolution bis in die Gegenwart werden unterschiedliche Formen menschenrechtlicher Anliegen von Frauen deutlich.
Semesterprogramm

  • 09.03.2015: Carola Sachse: Die Kategorie Geschlecht in der neueren zeithistorischen Menschenrechtsforschung
  • 16.03.2015: Wolfgang Schmale: Menschenrechte in der Frühen Neuzeit (16. Jahrhundert bis Französische Revolution)
  • 23.03.2015: Gabriella Hauch: Gleichheit – Differenz: von der Französischen Revolution zur Europäischen Revolution 1848, Geschlecht und Menschenrechte
  • 13.04.2015: Birgitta Bader-Zaar: Geschlechterdifferenz und politische Rechte: Gleichheitsdiskurse um 1900 im internationalen Vergleich
  • 20.04.2015: Regula Ludi: Der Status der Frauen als Indikator der Modernisierung: Der Völkerbund, die internationale Geschlechterordnung und die Menschenrechte
  • 27.04.2015: Kerstin Susanne Jobst: Die sogenannte Frauenfrage in der frühen Sowjetunion (1920er/1930er Jahre)
  • 04.05.2015: Celia Donert: Women’s Rights in the Cold War: Eastern and Western Europe, 1945-1980
  • 11.05.2015: Roman Birke: Menschenrecht auf Geburtenkontrolle? Menschenrechtliches Framing globaler Bevölkerungspolitiken von 1950 bis 1974
  • 18.05.2015: Karin Riegler: Bürgerechte und die Rechte der Bürgerinnen in den USA seit den 1960er Jahren
  • 01.06.2015: Elisabeth Holzleithner: Menschenrechte als Instrument feministischer Emanzipation? Herausforderungen für Theorie und Praxis
  • 08.06.2015: Kristina Stöckl: Die Politik der traditionellen Werte der Russischen Orthodoxen Kirche: Vom Aufbruch und Ende der LGBT-Rechte im post-sowjetischen Russland
  • 15.06.2015: Anke Graneß: Menschenrechte und Gender: Positionen aus Afrika
  • 22.06.2015: Birgit Sauer: Menschenrechte zwischen kulturellen und individuellen Rechten am Beispiel der Verschleierung