Vortrag im Rahmen des Kolloquiums des Instituts für Europäische Ethnologie im Sommersemester 2018 (Programm als PDF)
Zeit: 22. März 2018, 15.00 Uhr
Ort: Institut für Europäische Ethnologie, Seminarraum 1, 2. Stock, Hanuschgasse 3, 1010 Wien
Gemeinhin bestehen konkrete Erwartungshaltungen, welche Inhalte in Tagebüchern zu finden wären – und auch, welches Aussehen Tagebücher hätten. In dem Vortrag wird die mögliche Vielfältigkeit der Medialität dieses auto/biografischen Formats skizziert: Neben den sehr unterschiedlichen Informationen, die darin festgehalten sein können, betrifft das auch die Anlässe, wieso die Aufzeichnungen überhaupt geführt wurden und auch ihre dinglichen Erscheinungsformen.
Am Beispiel von ‚Mädchentagebüchern‘, Kalendern, Haushaltsaufzeichnungen oder ‚Elterntagebüchern‘ werden verschiedene Formen auto/biographischer Praktiken vorgestellt. Diese sind jeweils komplex verwoben mit historischen Moden, Konventionen, gesellschaftspolitischen Interessen und auch kommerziellen Geschenkkulturen. Dabei wird das persönliche Schreiben aber auch immer individuell gestaltet – und ist nicht zuletzt lebenszeitlich veränderbar.
Die Definition davon, was alles als „Tagebuch“ verstanden wird, bestimmt bei einer wissenschaftlichen Beschäftigung nicht zuletzt, welche Forschungsfragen an diese Quellen gestellt werden können.
Li Gerhalter ist Historikerin. Seit 2000 betreut sie die Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte als freie Wissenschafterin sind Tagebuch- und Auto/Biographieforschung, Forschungsgeschichte, Freundinnenforschung, Erinnerungspraktiken, materielle Kulturen, Geschlechtergeschichte im 20. Jahrhundert, Sammel- und Archivierungspolitiken. Seit 2006 ist Li Gerhalter Redakteurin des Weblogs Salon 21.