Institut für Geschichte der Universität Wien – Reihe Geschichte am Mittwoch (Web)
Zeit: 24.10.2018, 18.30–20.00 Uhr
Ort: Universität Wien, Hörsaal 30, Universitätsrin 1, 1010 Wien
- Moderation: Margareth Lanzinger
Während der französischen Religionskriege im 16. Jhd. waren die Königinmutter Katharina von Medici und ihre königlichen Kinder häufig getrennt voneinander. Sie hielten Kontakt über Briefe, um das Königreich zu verwalten, Krieg zu führen, Konflikte auszutragen, oder sich ihrer gegenseitigen Liebe zu versichern. Verwandtschaft war oft eine schriftliche Angelegenheit über die Distanz. Die Korrespondenzen, die in den Jahren 1560 bis 1589 innerhalb der französischen Königsfamilie ausgetauscht wurden, lassen die Herrschaftspraxis dabei als eine ständige, in Schrift geformte Beziehungsarbeit zwischen königlichen Verwandten erscheinen.
In einer Zeit, in der in der politischen Theorie häufig unter Rückgriff auf verwandtschaftliche Figuren und Konzepte grundlegend erörtert wurde, wie man Herrschaft verstehen könne, diskutierten dabei auch die königlichen Verwandten selbst darüber, was eine königliche Mutter, eine Schwester oder ein Bruder sein konnte oder sollte. Briefe gelten in der historischen Forschung häufig als intime, eher private Dokumente, erfüllten jedoch zahlreiche herrschaftsrelevante Funktionen. Im Vortrag wird dem Gebrauch von Briefen in der französischen Königsfamilie nachgegangen, um aufzuzeigen, wie verwandtschaftliche Beziehungen und königliche Herrschaft in der Praxis verschränkt waren.
Julia Heinemann ist seit 2018 Postdoc am Wiener Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Sie hat 2017 ihre Dissertation zum Zusammenhang von Verwandtschaft und Herrschaft und der Figur der Königinmutter in den Briefen der französischen Königsfamilie im 16. Jahrhundert an der Universität Zürich abgeschlossen. Ihre Forschungen befassen sich u.a. mit sozialen Beziehungen, politischer Kultur und Körpergeschichte.