Vortrag: Barbara Klaus: „Sometimes, it feels as if all the men I ever danced with are dead.“ Der britische Erinnerungsdiskurs zum Ersten Weltkrieg (1914–1918) in aktuellen period drama Produktionen, 05.06.2019, Wien

Vortrag im Rahmen der Reihe „Geschichte am Mittwoch“, Institut für Geschichte an der Universität Wien (Web)
Ort: Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien, Hörsaal 30
Zeit: 05.06.2019, 18.30 s.t.–20.00 Uhr
Der Erste Weltkrieg (1914–1918) wirft noch immer einen langen Schatten von seinem Ausbruch bis in die Gegenwart. In zahlreichen Nationen besitzt er auch noch heute einen geradezu mythischen Status. Dies trifft insbesonders auf Großbritannien zu. Dort wird der Erste Weltkrieg noch immer als größte Katastrophe der neueren Geschichte wahrgenommen. Im Zentrum stehen jene Narrative, Mythen, Metaphern und Symbole, die kriegsbezogen in den letzten 100 Jahren in diversen Medien entworfen und seither stetig weiterentwickelt wurden.
Im Rahmen des Vortrages wird näher auf jene Fernsehproduktionen eingegangen, die dem Genre des period drama zugerechnet werden können und heute maßgeblich den kollektiven Erinnerungsdiskurs zum Ersten Weltkrieg in Großbritannien weiter vorantreiben. Zu diesen zählen beispielsweise die Serien DOWNTON ABBEY (2010–2015) und PARADE`S END (2012), sowie die Filme BIRDSONG (2012) und TESTAMENT OF YOUTH (2014). Dabei soll aufgezeigt werden, welche Mikronarrative zum Ersten Weltkrieg aktuell in period dramas präsent sind und inwiefern diese, immer in Rekurs auf vergangene und gegenwärtige mediale Produkte, eine Weiterentwicklung im allgemeinen Erinnerungsdiskurs zum Ersten Weltkrieg signalisieren oder auch verdeutlichen, wie dauerhaft sich bestimmte Ansichten in der kollektiven Erinnerung halten können.
Zur Vortragenden: Barbara Klaus, geb. in Wien, studiert(e) an der Universität Wien Publizistik und Kommunikationswissenschaft, sowie Theater-, Film- und Mediengeschichte. Aktuell verfasst sie ihre Dissertation zur österreichischen Feldpost im Ersten Weltkrieg und ist seit 2018 als Doktorandin beim Horizon 2020 Projekt „Newseye. A Digital Investigator for Historical Newspapers” an der Universität Innsbruck tätig.
Weitere Vorträge der Reihe mit (u.a.) frauen- und geschlechterhistorischen Zugängen

  • 20. März 2019: Marion Wittfeld (Wien): Zwischen Modetrends und Feindpropaganda: Die Rolle von Frauenzeitschriften im Zweiten Weltkrieg
  • 8. Mai 2019: Anna Echterhölter (Wien): Pazifik und Bezirksamt. Eine Umfrage zu indigenem Recht in der Kolonie Deutsch-Neuguinea
  • 29. Mai 2019: Hannes Leidinger (Wien): Die Wiederentdeckung vergessener Fronten. Geschichtsschreibung und öffentliches Gedenken zum Ersten Weltkrieg in Österreich 2014–2018
  • 5. Juni 2019: Barbara Klaus (Wien/Innsbruck): „Sometimes, it feels as if all the men I ever danced with are dead.“ Der britische Erinnerungsdiskurs zum Ersten Weltkrieg (1914–1918) in aktuellen period drama Produktionen.
  • 12. Juni 2019: Birgit Pack (Wien): Konsumgeschichtliche Aspekte des Vegetarismus um 1900
  • 19. Juni 2019: Dagmar Eichberger (Wien/Heidelberg): Reine Frauensache? Frühe Habsburgerinnen und ihre Sammlungen

Abstacts der kommenden Vorträge

  • 12. Juni 2019, 18.30 – 20.00 Uhr

Birgit Pack (Wien): Konsumgeschichtliche Aspekte des Vegetarismus um 1900
Abstract: 1877 eröffnete in Wien das erste vegetarische Restaurant, ab 1895 konnten Wiener Lebensreformer/innen im Reformhaus beispielsweise Kokosfett, Getreidemischungen für vegetarische Schnitzel oder Fruchtsäfte kaufen. Kochbücher wurden zuerst im Eigenverlag engagierter Vegetarier/innen herausgegeben, ab den 1920er Jahren erschienen sie zudem in großen Verlagen.
Die Geschichte des Vegetarismus kann daher auch anhand der klassischen Faktoren der Konsumgeschichte wie Produkt und Werbung erzählt werden, was einen Schwerpunkt des Vortrags darstellen wird. Darüber hinaus bedeutete die Entscheidung, kein Fleisch zu essen, aber auch den Verzicht auf Konsum. Die Entwicklung der „ersten“ modernen Vegetarier/innen-Bewegung in Österreich ab den 1870er Jahren fiel nicht zufällig mit der Industrialisierung der Nahrungsmittelproduktion zusammen, sondern entstand auch aus der Kritik an dieser. Aspekte der Konsumverweigerung- und Kritik bilden daher den zweiten Hauptteil des Vortrags.
Aufbauend auf diesen beiden Themenblöcken wird resümierend die Frage nach Konsum und vegetarischen Identitäten um 1900 behandelt.
Zur Vortragenden: Studium der Geschichte an der Universität Wien, Diplomarbeit zum Thema „Tierschutz und Antisemitismus“. Derzeitiges Forschungsprojekt (teilweise finanziert durch die Wissenschaftsabteilung der Stadt Wien): „Die vegetarische Bewegung in Wien von 1870 bis 1938“, Forschungsblog (Link).

  • 19. Juni 2019, 18.30 – 20.00 Uhr

Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit in Kooperation mit Geschichte am Mittwoch
Dagmar Eichberger (Wien/Heidelberg): Reine Frauensache? Frühe Habsburgerinnen und ihre Sammlungen
Moderation: Friedrich Polleroß
Abstract: Die Beschäftigung mit Habsburgerinnen des 16. Jahrhunderts – vor allem Margarete von Österreich und ihren drei Nichten, Maria, Eleonore und Katharina, – hat in den letzten Jahrzehnten deutlich an Gewicht gewonnen. Der Vortrag beleuchtet die Frage, inwiefern diese Themen über das rein akademische Format hinaus in der Öffentlichkeit Niederschlag gefunden haben. Die in der Fachliteratur publizierten Ergebnisse gaben Anlass zu drei Sonderausstellungen (Mechelen, Brou, Innsbruck) und nahmen Einfluss auf die Neukonzeption von drei Dauerausstellungen. Nach der Veröffentlichung der Monographie zur Sammlung Margaretes von Österreich, erlebte ihre ehemalige Residenzstadt Mechelen unter dem Thema „Stadt in Frauenhänden“ eine Flutwelle von Aktivitäten, inklusive der Sonderausstellung Women of Distinction. Margaret of York and Margaret of Austria. 2012 rückte die neu ausgerichtete Kunstkammer im Kunsthistorischen Museum zum ersten Mal eine Habsburgerin ins Blickfeld. Das Museum Monastère royal de Brou in Bourg-en-Bresse veranstaltete 2018 eine Sonderausstellung zu diesem Themenkreis und gliederte den Wohntrakt Margaretes in den Museumsbereich ein. Das neu eröffnete belgische Museum Hof van Busleyden widmet der Generalstatthalterin ebenfalls mehrere Räume. Zuletzt fand in Schloss Ambras in Innsbruck eine Sonderausstellung zum Thema Frauen. Kunst und Macht. Drei Frauen aus dem Hause Habsburg statt. Die beiden Gastkuratorinnen, Annemarie Jordan Gschwend und Dagmar Eichberger, betonten hierbei die Rolle der drei Frauen innerhalb des erweiterten Familiennetzwerks.
Zur Vortragenden: Dagmar Eichberger promovierte über Jan van Eyck und habilitierte sich mit einer Arbeit zur Sammlung und zum Mäzenatentum Margaretes von Österreich. Ihre internationale Lehrtätigkeit konzentrierte sich auf die nordalpine Kunst des 15. bis 17. Jahrhunderts. Ihre jüngsten Publikationen umfassen Themen wie Typologie in der Frühen Neuzeit (mit S. Perlove), Der Künstler am Hof und in der Stadt (mit P. Lorentz), Marienverehrung und Altes Testament in der Kunst des 16. Jahrhunderts.