Vortrag: Birgit Pack: Konsumgeschichtliche Aspekte des Vegetarismus um 1900, 12.06.2019, Wien

Vortrag im Rahmen der Reihe „Geschichte am Mittwoch“, Institut für Geschichte an der Univ. Wien (Web)

Ort: Univ. Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien, Hörsaal 30
Zeit: 12.06.2019, 18.30 s.t.–20.00 Uhr
1877 eröffnete in Wien das erste vegetarische Restaurant, ab 1895 konnten Wiener Lebensreformer/innen im Reformhaus beispielsweise Kokosfett, Getreidemischungen für vegetarische Schnitzel oder Fruchtsäfte kaufen. Kochbücher wurden zuerst im Eigenverlag engagierter Vegetarier/innen herausgegeben, ab den 1920er Jahren erschienen sie zudem in großen Verlagen.
Die Geschichte des Vegetarismus kann daher auch anhand der klassischen Faktoren der Konsumgeschichte wie Produkt und Werbung erzählt werden, was einen Schwerpunkt des Vortrags darstellen wird. Darüber hinaus bedeutete die Entscheidung, kein Fleisch zu essen, aber auch den Verzicht auf Konsum. Die Entwicklung der „ersten“ modernen Vegetarier/innen-Bewegung in Österreich ab den 1870er Jahren fiel nicht zufällig mit der Industrialisierung der Nahrungsmittelproduktion zusammen, sondern entstand auch aus der Kritik an dieser. Aspekte der Konsumverweigerung- und Kritik bilden daher den zweiten Hauptteil des Vortrags. Aufbauend auf diesen beiden Themenblöcken wird resümierend die Frage nach Konsum und vegetarischen Identitäten um 1900 behandelt.
Zur Vortragenden: Studium der Geschichte an der Univ. Wien, Diplomarbeit zum Thema „Tierschutz und Antisemitismus“. Das derzeitige Forschungsprojekt „Die vegetarische Bewegung in Wien von 1870 bis 1938“ ist teilfinanziert durch die Wissenschaftsabteilung der Stadt Wien. Ergebnisse werden laufend in einem Forschungsblog vorgestellt: (Link).
Weitere Vorträge der Reihe mit (u.a.) frauen- und geschlechterhistorischen Zugängen

  • 20. März 2019: Marion Wittfeld (Wien): Zwischen Modetrends und Feindpropaganda: Die Rolle von Frauenzeitschriften im Zweiten Weltkrieg
  • 8. Mai 2019: Anna Echterhölter (Wien): Pazifik und Bezirksamt. Eine Umfrage zu indigenem Recht in der Kolonie Deutsch-Neuguinea
  • 29. Mai 2019: Hannes Leidinger (Wien): Die Wiederentdeckung vergessener Fronten. Geschichtsschreibung und öffentliches Gedenken zum Ersten Weltkrieg in Österreich 2014–2018
  • 5. Juni 2019: Barbara Klaus (Wien/Innsbruck): „Sometimes, it feels as if all the men I ever danced with are dead.“ Der britische Erinnerungsdiskurs zum Ersten Weltkrieg (1914–1918) in aktuellen period drama Produktionen.
  • 12. Juni 2019: Birgit Pack (Wien): Konsumgeschichtliche Aspekte des Vegetarismus um 1900
  • 19. Juni 2019: Dagmar Eichberger (Wien/Heidelberg): Reine Frauensache? Frühe Habsburgerinnen und ihre Sammlungen

Abstact des noch kommenden Vortrags

  • 19. Juni 2019, 18.30 – 20.00 Uhr

Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit in Kooperation mit Geschichte am Mittwoch
Dagmar Eichberger (Wien/Heidelberg): Reine Frauensache? Frühe Habsburgerinnen und ihre Sammlungen
Die Beschäftigung mit Habsburgerinnen des 16. Jahrhunderts – vor allem Margarete von Österreich und ihren drei Nichten, Maria, Eleonore und Katharina, – hat in den letzten Jahrzehnten deutlich an Gewicht gewonnen. Der Vortrag beleuchtet die Frage, inwiefern diese Themen über das rein akademische Format hinaus in der Öffentlichkeit Niederschlag gefunden haben. Die in der Fachliteratur publizierten Ergebnisse gaben Anlass zu drei Sonderausstellungen (Mechelen, Brou, Innsbruck) und nahmen Einfluss auf die Neukonzeption von drei Dauerausstellungen. Nach der Veröffentlichung der Monographie zur Sammlung Margaretes von Österreich, erlebte ihre ehemalige Residenzstadt Mechelen unter dem Thema „Stadt in Frauenhänden“ eine Flutwelle von Aktivitäten, inklusive der Sonderausstellung Women of Distinction. Margaret of York and Margaret of Austria. 2012 rückte die neu ausgerichtete Kunstkammer im Kunsthistorischen Museum zum ersten Mal eine Habsburgerin ins Blickfeld. Das Museum Monastère royal de Brou in Bourg-en-Bresse veranstaltete 2018 eine Sonderausstellung zu diesem Themenkreis und gliederte den Wohntrakt Margaretes in den Museumsbereich ein. Das neu eröffnete belgische Museum Hof van Busleyden widmet der Generalstatthalterin ebenfalls mehrere Räume. Zuletzt fand in Schloss Ambras in Innsbruck eine Sonderausstellung zum Thema Frauen. Kunst und Macht. Drei Frauen aus dem Hause Habsburg statt. Die beiden Gastkuratorinnen, Annemarie Jordan Gschwend und Dagmar Eichberger, betonten hierbei die Rolle der drei Frauen innerhalb des erweiterten Familiennetzwerks.
Zur Vortragenden: Dagmar Eichberger promovierte über Jan van Eyck und habilitierte sich mit einer Arbeit zur Sammlung und zum Mäzenatentum Margaretes von Österreich. Ihre internationale Lehrtätigkeit konzentrierte sich auf die nordalpine Kunst des 15. bis 17. Jhds. Ihre jüngsten Publikationen umfassen Themen wie Typologie in der Frühen Neuzeit (mit S. Perlove), Der Künstler am Hof und in der Stadt (mit P. Lorentz), Marienverehrung und Altes Testament in der Kunst des 16. Jhds.