CfP: „Privatheit“ in der höfischen Kultur der Frühen Neuzeit (Event: 09/2019, Gießen); DL: 25.08.2019

Kristina Deutsch und Eva Krems, Münster; Sigrid Ruby, Gießen; Inken Schmidt-Voges, Marburg

Ort: Gießen
Zeit: 28.-30.09.2020
Einreichfrist: 25.08.2019

Das gesellschaftliche Leben an den Höfen der Frühen Neuzeit habe ein „Doppelgesicht“, schrieb einst Norbert Elias: Da ein „Berufsleben“ nicht existierte, gab es noch keine Trennung zwischen privatem und öffentlichem Dasein im modernen Verständnis. Heute sind wir, so scheint es, erneut konfrontiert mit einer Aufweichung der Grenzen zwischen diesen beiden Sphären, die mit dem Wandel der sozialen Medien und einer Neudefinition des Raumes (spatial turn) einhergeht.

Angesichts dieser hochaktuellen Problematik lohnt es, das Thema aus der historischen Perspektive zu beleuchten. Was bisher in der Forschung unter „Privatheit“ diskutiert wurde, adressiert ganz unterschiedliche Verständnisse und Konzepte, die wir kritisch vergleichen, hinterfragen und systematisieren wollen. Damit ist es möglich, jenseits problematischer Forschungsbegriffe zu einem frühneuzeitlichen Verständnis dessen zu gelangen, was wir unter Privatheit fassen (können). Insbesondere für die höfische Kultur besteht Nachholbedarf, da die Diskussion bislang geprägt war von der eingangs angesprochenen, grundsätzlichen Infragestellung der Existenz höfischer Privatheit. Demgegenüber steht die Annahme eines anthropologischen Grundbedürfnisses nach Rückzug und Muße. Denn der stets gespannte Bogen reißt auch zu Hofe irgendwann. So betonte bereits Baldassare Castiglione im frühen 16. Jhd. die Notwendigkeit fürstlicher Entspannung. Zahlreiche Rückzugsräume zeugen von dieser Komplementarität von otium und negotium, von Repräsentation und Intimität, von Öffentlichkeit und Privatheit. Weiterlesen und Quelle … (Web)