Vortrag im Rahmen der Reihe Geschichte am Mittwoch (PDF) und Jour fixe des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit
Zeit: 15.01.2020, 18.30–20.00 Uhr
Ort: Universität Wien, Institut für Geschichte, Universitätsring 1, Hörsaal 30
- Moderation: Renate Schreiber
Im Bestand der Familienkorrespondenz des Haus-, Hof-und Staatsarchivs hat sich ein Konvolut von 135 Briefen der Infantin María Ana (1606–1646) erhalten, die größtenteils an ihren Ehemann Ferdinand III. gerichtet waren. Die kritische Edition dieser Briefe ist in der Reihe Fontes Rerum Austriacarum geplant; im Rahmen dieses Vortrags sollen sowohl inhaltliche als auch materielle Fragen der Korrespondenz im Zusammenhangmit der Edition diskutiert werden.
Die meisten Briefe stammen aus den Jahren 1635 bis 1637, einer politisch und militärisch äußerst wichtigen Phase des Dreißigjährigen Krieges, in der sich Ferdinand als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee im Feld bzw.zur Ratifikation des Prager Friedens in Prag befand. Die Eheleute schrieben einander mehrmals wöchentlich, ja manchmal täglich, und María Ana betonte in fast jedem ihrer Briefe, mit welcher Ungeduld sie auf Post von Ferdinand wartete.
Aus ihrer Korrespondenz spricht nicht nur die Sorge um seine Gesundheit, aber auch um das Wohlbefinden ihrer beiden Kinder Ferdinand (*1633) und Maria Anna (*1634). María Ana schildert auf sehr lebendige Art Szenen aus dem Leben am Kaiserhof, vergisst dabei aber nie, die gleichzeitigen militärischen und politischen Ereignisse zu erwähnen und zu kommentieren. Diese Briefe zeigen – wie kaum eine andere Quelle – die für diese Zeit so typische Vermischung von Privatem und Öffentlichem.
Zu den Vortragenden: Andrea Sommer-Mathis (*1956), Studium der Theaterwissenschaft und Romanistik (Italienisch) an der Universität Wien; seit 1984 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte); 2000 bis 2007 Vizedirektorin (Karenzvertretung) des Historischen Instituts am Österreichischen Kulturforum in Rom / Christian Standhartiger (*1992), Studium der Lehramtsfächer Spanisch und Geschichte, Sozialkunde, Politische Bildung; Auslandsaufenthalt in Madrid von September 2016 bis Februar 2017; wissenschaftlicher Mitarbeiter bei zwei Editionsprojekten von frühneuzeitlichen Quellen in Wien (ÖAW) und an der Universidad de Granada; ab Jänner 2020 Verwaltungspraktikant am Österreichischen Staatsarchiv.