Heike Kahlert, Lehrstuhl für Soziologie/Soziale Ungleichheit und Geschlecht, Ruhr-Universität Bochum (Web)
Ort: Ruhr-Universität Bochum
Zeit: 08.–10.07.2020
Einreichfrist: 31.01.2020
Sozialwissenschaftliche Theorien und Zeitdiagnosen schreiben der Familie häufig die Bedeutung einer »Keimzelle« für Staat und Gesellschaft zu. Diese sind folglich sozialwissenschaftlich nicht ohne die Familie zu begreifen. Dabei werden häufig traditionelle Vorstellungen der bürgerlichen heterosexuellen Familie betont, die auf einer lebenslangen ehelichen Verbindung von Frau und Mann mit leiblichen Kindern und damit verbundenen Geschlechts-Zuständigkeiten beruht, in denen Frauen die Haus- und Sorgearbeit und Männern die Erwerbsarbeit zugewiesen wird und Sexualität vornehmlich der Fortpflanzung dient.
Soziokulturelltradierte Zuschreibungen an die traditionelle Arbeitsteilung, die im Zuge der Polarisierung der Geschlechtscharaktere im 18. und frühen 19. Jhd. formuliert wurden und die moderne »Tradition« der (bürgerlichen) Familie als dominanter Lebensform und der mit dieser verknüpften Geschlechterverhältnisse begründeten, werden so diskursiv (wieder)belebt.
Weit seltener jedoch hinterfragen sozialwissenschaftliche Theorien und Zeitdiagnosen diese Vorstellung von Familie und die ihr zugeschriebenen Geschlechterbeziehungen, ihre Stabilität und ihren Wandel, in ansonsten als in Veränderung begriffenen gesellschaftlichen Verhältnissen. Die Bedeutung von Familie und familialen Lebensformen, von biosozialen Prozessen wie »Fortpflanzung«, »Schwangerschaft« bzw. »Zeugung« und »Geburt« für die Hervorbringung von Geschlechterdifferenz wird hier kaum gesellschaftstheoretisch reflektiert. Weiterlesen … (PDF)