CfP: Die Arbeiter und die Anderen: Arbeiterbewegung, Nation und Migration vom 19. bis ins 21. Jhd. (Publikation); bis: 17.05.2020

Arbeit – Bewegung – Geschichte. Zeitschrift für historische Studien (Web)

Einreichfrist: 17.05.2020

„Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ – mit diesem Schlachtruf endete 1848 das Kommunistische Manifest. Die prominenten Autoren gingen selbstverständlich davon aus, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter „kein Vaterland“ hätten und übernahmen damit eine These des Frühsozialismus: Die Solidarität der Klasse stehe über der Nation. So sah es auch Wilhelm Weitling in seinem Werk „Die Menschheit wie sie ist und wie sie sein sollte“ von 1839, in der er die Abschaffung der Nationalstaaten und die zwangsweise Einführung einer Universalsprache forderte, um nationale Gegensätze für zukünftige Generationen auszulöschen.

Dieser utopische Überschuss ließ in den folgenden Jahrzehnten nach. Bereits während der 1848er Revolution wurde die europäische Arbeiterklasse national eingemeindet. Der Erfolg bürgerlicher Revolutionen und Wahlrechtsausweitungen machte im 19. Jhd. nationale Parlamente zum Adressaten arbeiterbewegter Forderungen. Wie selbstverständlich wurde in sozialistischen Parteien der Zweiten Internationale ab 1889 davon ausgegangen, dass ein Internationalismus aus der Verbrüderung nationaler Arbeiterbewegungen herrühre. Ideen von „Kultureller Autonomie“, wie Otto Bauer sie für Österreich-Ungarn entwickelte, oder die Debatten der Bolschewiki und des jiddischen „Bund“ um die „Nationale Frage“ im Russischen Reich blieben Randphänomene.

In der Rückschau betrachtet trafen diese Debatten um ambivalente nationale Identitäten und den Widerspruch zwischen nationaler oder ethnisch-kultureller Identität und Klassenidentität jedoch eine Kernfrage kapitalistisch verfasster Gesellschaften. Denn weder im Globalisierungsschub des 19. Jhds. noch im Freihandelsoptimismus des 21. Jhds. können die Ströme von Kapital, Waren und Arbeit ohne das Gewaltmonopol einer Staatengemeinschaft organisiert werden. Gleichzeitig untergrub der Weltmarkt stetig die Grenzen der Nation, riss immer wieder „alle chinesischen Mauern ein“, wie Marx und Engels 1848 festhielten. Weiterlesen … (Web)

Quelle: https://www.hsozkult.de/event/