CfP: Frau – Macht – Körper. Verfügungen über den weiblichen Körper in der frühneuzeitlichen Romania (Publikation); bis: 04.01.2021

HeLix. Dossiers zur romanischen Literaturwissenschaft (Web): Corinna Albert und Dirk Brunke, Ruhr-Univ. Bochum; Marina Ortrud Hertrampf, Univ. Passau

Einreichfrist: 04.01.2021

In der europäischen Frühen Neuzeit stellt der Körper ein zentrales Wahrnehmungsmuster zur Erfassung und Deutung der Welt dar. Der Körper ist die Folie, auf der die politischen, konfessionellen und sozialen Umwälzungen der Frühen Neuzeit manifest werden, so dass er zugleich Symptom und Symbol der kulturellen Dynamiken ist: Sinnlich-idealisierende Körperdarstellungen in der Renaissance stehen dabei in Opposition zu vermehrten Repräsentationen leidender Körper, wie insbesondere im Kontext von Martyrologien. Auch der alternde und kranke Körper, der die Spuren der zerstörerischen Wirkung der Zeit trägt, erfährt eine ganz neue Bedeutung in fiktionalen Texten, Traktaten und auch wissenschaftlichen Abhandlungen. Körperdarstellungen in Bildender Kunst und Literatur spiegeln Wandel und Wechsel, aber auch Unsicherheiten und Instabilitäten wider.

Die verstärkte Thematisierung des Körpers steht dabei nicht zuletzt im Zusammenhang mit der querelle des sexes bzw. querelle des femmes, die von Italien und Frankreich ausgehend in der mittelalterlichen wie frühneuzeitlichen Moralistik geführt wurde, sich bald in ganz Europa verbreitete und im 16. und 17. Jhd. ihren Höhepunkt erreichte. Unter dem Einfluss der patriarchalischen Bibeltradition der Kirchenväter gehen die fast ausnahmslos männlichen Autoren – von Jean de Meun über Juan Luis Vives bis Montaigne – von einer Wesensdifferenz von Männern und Frauen aus und postulieren eine biologisch-essentialistische Überlegenheit des männlichen Geschlechts, die in der konsequenten Fortführung dieses Denkens notwendigerweise zur gesellschaftlichen Unterwerfung der Frau führt. Die Frau und ihr Körper werden als moralisch und körperlich schwache Mängelwesen konstruiert, die der Verfügungsmacht des Mannes als Inbegriff des Menschen (frz.: homme, it.: uomo, sp.: hombre = Mann und Mensch) quasi bedürfen. Weiterlesen und Quelle … (Web)