Vortrag: Harald Heppner, Christian Promitzer und Ionela Zaharia: Gefühle wider Willen. Die Menschen vom Land im Zeitalter des Großen Krieges, 04.11.2020, virtueller Raum

Institut für Geschichte des ländlichen Raumes, St. Pölten: Rural History Forum 69 (Web)
Veranstaltung in Kooperation mit dem FWF-Projekt „Zwischen Angst und Hoffnung. Ländliche Perspektiven im Zeitalter des Großen Krieges“ (Web)

Anmeldung an brigitte.semanek@ruralhistory.at, um die Zugangsdaten (Zoom) zu erhalten.
Zeit: Mi., 04.11.2020, 14.00–15.30 Uhr
Ort: virtueller Raum, via St. Pölten
Der Blick auf die Forschung rund um die Jahre des Ersten Weltkrieges, die insbesondere um 2014–2018 einen Boom erfahren hat, offenbart, dass man trotz aller Analyse der großen Ereignisse und deren Bedeutung weitgehend verabsäumt hat, die ländliche Bevölkerung in die Betrachtung einzubeziehen, die in allen Staaten Europas damals noch immer die Mehrheit der Bevölkerung dargestellt hat. Das Projekt, das an der Universität Graz 2019–2022 läuft, nimmt sich daher den ruralen Perspektiven an, untergliedert in die letzten Jahre vor 1914, in den Abschnitt der eigentlichen Kriegszeit und in das erste Jahrzehnt danach. Es liegt auf der Hand, dass der dynamische Verlauf der Industrialisierung und Urbanisierung ab dem ausgehenden 19. Jhd. ebenso wie die Kriegsauswirkungen und erst recht die neuen Verhältnisse nach 1918, die in manchen Räumen zu neuen Grenzziehungen geführt haben, viele und tiefe Spuren in der ländlichen Bevölkerung hinterlassen haben.
Im Fokus des Projekts stehen zwei Regionen, die fallbeispielartig das Problem widerspiegeln: ausgewählte Gemeinden auf untersteirischem/slowenischem Boden und ausgewählte Gemeinden auf (bis 1918) ungarischem/(ab 1919) rumänischem Boden. Der Grund für diese Auswahl besteht darin, zwei Zonen, in denen entweder nicht oder doch unmittelbar Krieg geführt worden ist, miteinander zu vergleichen, wenn zusätzlich nach Kriegsende auch neue Grenzen neue Horizonte geschaffen haben.
Der Kern der Untersuchung bezieht sich allerdings nicht auf die Konfluenz aller kleinen Alltagsfacetten mit den großen Prozessen im Hintergrund, sondern auf deren emotionale Sedimentierung. Der Titel beruht auf der Überlegung, dass die epochen-ungebundene Gefühlswelt durch diejenigen Faktoren, die auf das „Landvolk“‚ von oben‘ bzw. von ‚außen‘ eingedrungen sind, um zusätzliche, epochen-bedingte Elemente erweitert wurde und somit das Denken und Empfinden mitunter völlig durcheinandergebracht wurde („Zwischen Angst und Hoffnung“).
Im Rahmen der Präsentation wird die Fragestellung des Projekts ausführlicher erläutert, und auch mittels welcher methodischer und stofflicher Grundlagen Resultate angestrebt werden, die über den Gültigkeitsrahmen der beiden Fallbeispiel-Regionen hinausgehen.
Eine Veranstaltung des Instituts für Geschichte des ländlichen Raumes, Kulturbezirk 4, 3109 St. Pölten (Web)
Quelle: wiso-informationen@lists.univie.ac.at