FKW. Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur (Web)
Einreichfrist: 01.03.2021
Das geplante Themenheft beschäftigt sich mit der aktuellen Wiederbelebung und Reartikulation eines geschichtsmächtigen Begriffs. Nachdem der Feminismus zugunsten eines scheinbar inklusiveren Verständnisses von antidiskriminierender und intersektionaler Diversity etwas in den Hintergrund geraten war, nachdem also im akademischen Kontext statt Frauenforschung Gender Studies in den Fokus rückten, erlebt er gegenwärtig eine – zunehmend netzaffine – politische und kulturelle Wiederentdeckung. Proteste, Genderdebatten, Parolen und Aufforderungen laufen wieder unter dem Terminus „Feminismus“, zirkulieren via Hashtag global und mutmaßlich horizontal (bspw. #Feminismus gekoppelt mit #Aufschrei, #EqualPayDay, #FeministForeignPolicy, #BlackFeminismMatters, #ChildNotBride, #WhiteWednesday, #MosqueMeToo, #NotHeidisGirl, #FeministFriday, #GenderEquality, #EqualityMatters, #IchWill, #AccelerateAcceptance, #CripQueer, #LGBT, #LGBTQ, #LGBTQIA+, #WomenRightsAreHumanRights, #Post-Cyberfeminismus…).
Unter dem Begriff des Feminismus werden globale Mahnrufe nach Inklusivität laut – wie derjenige der nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie: We should all be Feminists (2014), werden alte Klassikerinnen neu übersetzt, Lesegruppen und Kollektive gegründet und eine als ökofeministisch aufgefasste Emanzipation von der Natur manifestartig gefordert: „Wenn die Natur ungerecht ist, ändere die Natur“ (Xenofeministisches Manifest / A Politics for Alienation 2015, #XenoFeminism). Das klingt zunächst, als würden Theorien und Praktiken der 1970er Jahre wiederentdeckt oder auch wiederaufgelegt werden. Doch haben sich die Horizonte der Differenz- versus Gleichheitsdebatten spätestens nach der Einführung genderbezogener sowie queerer Semantiken um ein Vielfaches erweitert und ausgedehnt. In seinem TED-Vortrag „Why Gender Equality is Good for Everyone – Men Included“ ‚outet‘ sich 2015 der (inzwischen der sexuellen Belästigung beschuldigte) US-amerikanische Soziologe Michael Kimmel als weißer Mann der Mittelschicht, und macht aus der ehemaligen – bereits mehrfach problematisierten – „Frauenfrage“ eine Frage des ‚Entitlement‘.
Durch Beiträge wie diese entstehen neue Diskurserzeugungen und Auseinandersetzungen um Deutungshoheiten und … weiterlesen und Quelle (Web).