Konferenz: Lieschen Müller wird politisch:Partizipation von Frauen in Deutschland im 20. Jahrhundert, 16.-17.10.2007, München

Institut für Zeitgeschichte
Datum:16.-17.10.2007
Ort: München
Wann und wie wird Lieschen Müller politisch? Was bedeutet „politisch werden“ und „Partizipation“? Gibt es bestimmte Zeiträume im 20. Jahrhundert, in denen politische Aktivitäten von Frauen die Geschichte besonders prägten? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des vom Institut für Zeitgeschichte organisierten Workshops.
Mit Lieschen Müller wird dabei als Synonym für die deutsche „Durchschnittsfrau“ im 20. Jahrhundert verstanden. Unauffällig, gewöhnlich, unwissend sind Adjektive, die ihm im allgemeinen Sprachgebrauch zugeschrieben werden. Ihm wird jede Kompetenz im politischen Bereich verweigert, es ist auf das Private und Nicht-Öffentliche, also auch Nicht-Politische beschränkt.
Doch betrachtet man das kurze 20. Jahrhundert in Deutschland, vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Ende der alten Bundesrepublik, so lässt sich feststellen, dass es immer wieder „Zeitfenster“ gab, in denen eine große Zahl von Frauen sichtbar politisch hervortraten. Zwei Weltkriege, Diktaturen und Demokratien, rasante ökonomische Entwicklungen, Modernisierung und Liberalisierung führten dazu, dass sich fest gefügte Bilder von Politik, Gesellschaft und Geschlechterrollen lockerten und diese neu ausgehandelt werden mussten. Lieschen Müller hat ihren Weg in den politischen Raum beschritten und das auf vielfältige Weise.
Der Workshop lenkt den Blick auf Frauen und Frauengruppen, die außerhalb etablierter politischer Institutionen für ihre Sache aktiv geworden sind: mit Rat und Tat, Ideen und Ideologien, durch Mitsprache und Protest, in Diktatur und Demokratie.
Programm:
Dienstag,
16. Oktober 2007
14:00 Uhr
Begrüßung: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Horst Möller
Einführung: Christine Hikel, Nicole Kramer, Elisabeth Zellmer (München)
14:45 Uhr Impulsreferat: Prof. Dr. Elizabeth Harvey (Nottingham): Was heißt „politisch werden“? Partizipationsformen und Partizipationsräume von Frauen in Deutschland im 20. Jahrhundert 15:30 Uhr
Kaffeepause
16:00 – 17:15 Uhr Sektion 1: Mit Rat und Tat: Frauen In Zeiten von
Krieg und Verfolgung
Moderation: Dr. Thomas Schlemmer (München)
Dr. Sylvia Rogge-Gau (Berlin): Jüdische Frauen in
Selbsthilfeorganisationen 1933-1939
Nicole Kramer (München): Die NS-Frauenschaft an der „Heimatfront“: Zwischen Mobilisierung und Partizipation mit anschließender Diskussion
19:00 Uhr Abendvortrag: PD Dr. Michael Schwartz (Berlin):Frauenpolitik im doppelten Deutschland: Schlaglichter auf die Bundesrepublik und die
DDR in den 1970er Jahren
Mittwoch, 17.Oktober 2007
9:00 – 10:15 Uhr Sektion 2: Ideen und Ideologien: Frauen Für Volk und Vaterland
Moderation: Dr. Edith Raim (München)
Dr. Christiane Streubel (Bielefeld): Antidemokratische Aktionen und Konzepte politischer Teilhabe. Der Ring Nationaler Frauen in der Weimarer Republik
Dr. Christoph Kühberger (Salzburg): Politische Feierlichkeiten und weibliche Partizipation im Nationalsozialismus mit anschließender Diskussion
10:15 Uhr Kaffeepause
10:45 – 12:00 Uhr
Sektion 3: Vergangenes bewältigen, Neues beginnen: Frauen nach der ‚Stunde null’
Moderation: Prof. Dr. Sylvia Schraut (München)
Christine Hikel (Bielefeld): „Ein Mädchen – Symbol für Deutschland“: Inge Scholl und die Erinnerung an die Weiße Rose in der Bundesrepublik
Dr. des. Anna Schnädelbach (Kassel): „Haben Sie bedacht, Herr Minister, daß wir einen Menschen verloren haben?“ – Zur Partizipation von Kriegerwitwen in Westdeutschland nach 1945
mit anschließender Diskussion
12:00 Uhr Mittagspause
13:30 – 15:00 Uhr
Sektion 4: Mitsprache und Protest: Frauen auf dem Weg in die
Zivilgesellschaft Moderation: Dr. Christiane Kuller (München)
Dr. Beate von Miquel (Bochum): Aufbruch in die Demokratie. Politische Partizipation in evangelischen Frauenverbänden nach 1945
Elisabeth Zellmer (München): „Danke für die Blumen – Rechte wären uns lieber“: Das Frauenforum München e.V. 1971 – 1975
Dr. Eva Sänger (Frankfurt/Main): Entwicklungsphasen der ostdeutschen Frauenbewegung in der DDR der 1980er Jahre mit anschließender Diskussion
15:00 Uhr Schlusswort
Annette Wöhrmann
Direktionssekretariat
Institut für Zeitgeschichte
Leonrodstraße 46 b
D-80636 MÜNCHEN
Tel.: +49-(0)89-1 26 88-152
Fax: +49-(0)89-1 26 88-200
URL des Beitrages:http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=8053

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