Workshop: Was ist radikal? — Revolutionäre Konzepte und militante Strategien im Kontext von Feminismus und Arbeiter_innen-Bewegung, 29.10.2021, virtueller Raum

15. Workshop des Forschungsschwerpunktes Frauen- und Geschlechtergeschichte der Historisch-Kulturwiss. Fakultät der Univ. Wien (Web)
Zeit: Fr., 29.10.2021, 09.00-18.00 Uhr
Ort: virtueller Raum, via Wien
Zugang: https://workshop-fsp-fgg2021.univie.ac.at/programm/
Programm (als PDF)
09.00 Uhr, Moderation: Theresa Adamski

  • Begrüßung: Dorothea Nolde (Historisch- Kulturwiss. Fakultät), Gabriella Hauch und Johanna Gehmacher (Forschungsschwerpunkt)

Keynote: Hanna Hacker (Wien): Will it explode at some point? Materialien zum Nachdenken über Radikalität in der Frauen*- und Geschlechtergeschichte

  • Spiel: Miko Hucko (Bern): ReThren – Ein Spiel zu Radikalität im 21. Jhds.

11.30 Uhr: Panel I: Verortungen und Protestformen, Moderation: Elisa Heinrich

  • Mette Bartels (Göttingen): Fluide Grenzen. Der radikale und der gemäßigte Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung zwischen Selbstverortungen, Abgrenzungen und Kooperationen
  • Jana Günther (Darmstadt/Berlin): Suffragetten: Militante Mobilisierung für radikale Ideen
  • Melanie Werner (Köln): „Dienst an der Nation“ statt „Kampf“? Zur Radikalität der ersten bürgerlich-gemäßigten Frauenbewegung in Deutschland

14.00 Uhr: Panel II: Revolution und Handlungsmacht, Moderation: Nora Lehner

  • Corinna Oesch (Wien): In „Tagen des Lichtes“. Zur Radikalität von Frauenrechten während der Revolutionen des 18. und 19. Jhds.
  • Veronika Helfert (Wien): Im Schatten des Kalten Krieges. Die Aktivitäten des Bundes demokratischer Frauen Österreichs
  • Joanna Simonov (Zürich/Wien): Politische „Radikalität“ im Leben von Luise Geissler: Deutscher Kommunismus, Indischer Antikolonialismus und Freie Liebe in der Zwischenkriegszeit

16.00 Uhr: Panel III: Das Private ist politisch, Moderation: Doreen Blake

  • Christina Wieder (Wien): Befreit vereint. Radikales Neuschreiben von Beziehungskonzepten in der anarchistischen Frauenbewegung Argentiniens um die Jahrhundertwende
  • Vera Bianchi (Hamburg): Die Mujeres Libres und der Syndikalistische Frauenbund
  • Lucia Wieger (Wien): Kollektiv leben im Einküchenhaus – das „Heimhof Frauenwohnheim“ und die radikale bürgerliche Frauenbewegung in Wien

Anmeldung bis 25. Oktober 2021 per Mail an theresa.adamski@univie.ac.at
Organisation: Theresa Adamski, Johanna Gehmacher, Gabriella Hauch und Michaela Neuwirth.
In den 1880er-Jahren agierte die „Radikale Arbeiter-Partei“ als antiparlamentarischer Flügel der österreichischen Sozialdemokratie. Das „radikal“ im Namen der Organisation hieß — in Abgrenzung zu reformorientierten Strömungen innerhalb der Arbeiter_innen-Bewegung – vor allem „revolutionär“.*1) Auch die militanten Suffragetten in Großbritannien und den USA zielten auf grundlegende gesellschaftliche Veränderungen. Ihre Forderungen polarisierten: Laut der österreichischen Arbeiterinnenzeitung 1913 etwa hätten die Proletarierinnen nichts von den Suffragetten zu erwarten, auch wenn letztere sich „noch so radikal gebärden“.*2) Dennoch erhielten sie durchaus auch aus marxistischen und anarchistischen Kreisen Anerkennung für ihre „direkte Aktion“.
„Radikalsein“ war und ist einerseits Selbstidentifikation und Ausdruck politischer Haltung. Andererseits dient der Radikalitätsbegriff als Projektionsfläche für Normierungsprozesse und Ausschlussmechanismen sowie politische, soziale und religiöse Kämpfe. Diesem ambivalenten Feld von Selbstzuschreibungen und Fremdzuschreibungen der Radikalität widmet sich der 15. Workshop des Forschungsschwerpunkts Frauen- und Geschlechtergeschichte. Über empirische Beispiele und Schärfung von Begrifflichkeiten nähern wir uns der Frage: „Was ist radikal?“ Die zeitliche, räumliche und soziale Verortung von Radikalitätskonzepten wird im Zentrum der Diskussion stehen.
Der Workshop richtet sich an Forscher_innen,die sich – unabhängig von Zeit und Ort – mit Geschlecht und Radikalität in Arbeiter_innen- und Frauen*bewegungen beschäftigen. Der Workshop soll den interdisziplinären Austausch anregen sowie den Austausch von Geschichtswissenschaften mit Gender-, Queer- und Postcolonial-Studies, den Politik-, Kultur-, Literatur- und Sprachwissenschaften sowie der Soziologie und der Sozial-Anthropologie.
*1) Anna Staudacher: Sozialrevolutionäre und Anarchisten. Die andere Arbeiterbewegung vor Hainfeld. Die Radikale Arbeiter-Partei Österreichs (1880-1884), Wien 1988, S. 3.
*2) Die Suffragetten, in: Arbeiterinnenzeitung Heft 10/1913, 4-5, S. 4.