CfP: GeschlechterRäume. Perspektiven der Zeitgeschichte (10/2022, Potsdam); bis: 11.03.2022

Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam: Ronny Grundig, Laura Haßler, Elisabeth Kimmerle, Annalisa Martin, Annelie Ramsbrock und Juliane Röleke (Web)

Zeit: 06.-07.10.2022
Ort: Potsdam
Einreichfrist: 11.03.2022

Im Zuge des spatial turn hat die Forschung Räume als sozial erzeugte (gleichwohl materialisierte) Orte erkannt, die zu weit mehr im Stande sind als nur Menschen, Tiere oder Dinge zu beherbergen. Räume beeinflussen Handlungen und Verhaltensweisen und sind zugleich Ergebnis dessen, weil sie umrissen, hergerichtet und mit Bedeutung versehen werden.

Innerhalb der Geschichtswissenschaft ist eine solche sozialkonstruktivistische Raumauffassung bislang vor allem herangezogen worden, um nationalräumliche Organisationsformen, Städtebaukonzepte oder Verkehrswege in den Blick zu bekommen. Gewöhnliche Alltagspraktiken, soziale Beziehungsmuster oder persönliche Erfahrungen hingegen sind auf ihre Raumbedingtheit nur am Rande befragt worden. Auch stehen Arbeiten, die Subjektivierungsprozesse und Raumerleben miteinander in Verbindung setzen, noch weitgehend aus.

Wichtige Impulse für eine solche Perspektive von Raum gehen von der Geschlechterforschung aus. Sie kann seit Langem epochenübergreifend zeigen, dass Konflikte um Raum maßgeblich im Geschlechterverhältnis ausgetragen wurden, weil geschlechtsbedingte Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe mit geschlechtsspezifischen Raumzuweisungen (privat und öffentlich) korrespondieren. Die Erkenntnis, dass Geschlecht und Raum also nicht unabhängig voneinander zu denkende Kategorien sind, sondern einander bedingen und bestätigen, ist innerhalb der Zeitgeschichte bislang allerdings nur in begrenztem Maße historisiert und alltagsgeschichtlich fruchtbar gemacht worden.

An dieser Stelle soll die geplante Tagung ansetzen, auf der die Teilnehmer:innen sich mit geschlechtsspezifischen Praktiken der Raumaneignung in der zweiten Hälfte des 20. Jhds. befassen, konkret mit Situationen, in denen Räume geschlechtsspezifisch produziert, reproduziert, verändert und erfahren wurden. Zugleich geht es umgekehrt um die Bedeutung von Raum für geschlechtsspezifische Subjektivierungsprozesse und – das scheint uns besonders gewinnbringend – damit verbundenem Widerstand und Gegenreaktionen. Leitende Fragen sollen dementsprechend sein, wie Raum durch … weiterlesen und Quelle (Web).