CfP: Ontologien des Körpers. Neuvermessungen der Körpergeschichte der Neuzeit (Event, 11/2022, Bern); bis: 31.05.2022

Mirjam Janett, Historisches Institut der Univ. Bern und Leander Diener, Lehrstuhl für Medizingeschichte der Univ. Zürich

Zeit: 25.-26.11.2022
Ort: Bern
Einreichfrist: 31.05.2022

Es ist bekannt: Der Köper hat eine Geschichte. Er wird in unterschiedlichen Räumen und Zeiten verschieden repräsentiert und erfahren. Handelt es sich beim Körper aber immer um denselben Körper? Was wäre, wenn er nicht nur unterschiedlich gelebt und beschrieben würde, sondern wenn es der Körper selbst wäre, der zur Disposition stünde? Wenn wir also davon ausgehen müssten, dass nicht vorweg klar ist, was ein Körper zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort ist. Eine Geschichtsschreibung, die nicht nach Interpretationen des Körpers oder nach bestimmten Körperpraktiken fragt, ist mehr als eine Geschichte der Aneignung oder der Repräsentation. Sie untersucht grundlegender, wie der Körper und seine Relationalität zur Welt im spezifischen historischen Raum möglich wurde.

Mit ontologischen Fragen befassten sich heuristisch bisher vor allem Forschende der Ethnologie. Vereinfacht ausgedrückt fragen sie nicht, wie die Welt (unterschiedlich) interpretiert, sondern wie sie unterschiedlich konzeptualisiert wird. Wissenschaftler:innen wie der französische Ethnologe Philipp Descola oder der brasilianische Sozialanthropologe Eduardo Viveiros de Castro stellen die Universalität der westlichen Natur-Kultur Trennung in Frage. An sein Fach stellt Viveiros de Castro den Anspruch, die relationale Ontologie als analytischen Standpunkt einzunehmen. Das heißt, nicht von einer universalen (westlichen) Ontologie ausgehend das „Andere“ zu untersuchen, sondern das „eigene“ Denken immer in Bezug zum „anderen“ Denken zu reflektieren und so „das Denken permanent zu dekolonialisieren“.

In der Geschichtswissenschaft sind Studien, die sich mit ontologischen Fragen beschäftigen, eher rar. Sie stammen beispielsweise aus der Historischen Anthropologie und befassen sich überwiegend mit vormodernen Gesellschaften. Ihr Forschungsinteresse liegt nicht darin, die Repräsentation von Welt zu erfassen und ihre epistemische Dimension zu erschließen. Vielmehr nehmen sie ihre Konzeption(en) bzw. Ontologie(n) in den Blick. Sie fragen also, was zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmt Ort als Reales gilt. 2018 forderte die Historikerin Caroline Arni ontologische Ansätze auch für die neuzeitliche Forschung. Methodisch bedeute dies eine … weiterlesen und Quelle (Web).