Vortrag: Johan Schimanski und Ulrike Spring: „Die Quarneroli am Nordpol“, 07.11.2007, Wien

Johan SCHIMANSKI (Tromsø) und Ulrike SPRING (Wien)
„Die Quarneroli am Nordpol.” Österreichisch-ungarische Identitäten und arktische Fähigkeiten
Moderation: Marianne Klemun
Zeit: Mittwoch, 7. November 2007, 18.00 c.t. – 20.00 Uhr
Ort: Universität Wien, Institut für Geschichte, HS 45
Die österreichisch-ungarische Nordpolexpedition von 1872-1874 war ein Medienevent, das zum Ausgangspunkt für einen umfassenden Medienkomplex wurde. Dieser artikuliert sich über eine Kette von Repräsentationen, die aus Remedialisierungen und Rekontextualisierungen besteht, in denen kontinuierlich und bis in die Gegenwart Aspekte der Expedition neu verhandelt und interpretiert werden. Die Expedition wurde über Narrativen erzählt, die weniger von den tatsächlichen Erlebnissen in der Arktis als vom politischen Tagesgeschehen in der Monarchie bzw. der Nachkriegszeit geprägt waren. Ein Beispiel: Fähigkeiten, die die Mannschaft zum Überleben in der Arktis benötigte, wurden in den Zeitungen von 1874 zum Symbol für die kulturelle Überlebensfähigkeit der Monarchie. In den letzten Jahrzehnten hingegen werden die kulturellen Identitäten der Expeditionsmitglieder zunehmend zur Bekräftigung nationalistischer Ideologien eingesetzt. Unser Ausgangspunkt ist folglich, dass Diskurse über die Arktis als eine Projektionsfläche für zentrale Topoi in der europäischen Kultur, z.B. Kultur versus Natur, oder Identitäten (Klasse, Ethnie, Geschlecht, Nation etc.) fungieren. In diesem Vortrag zeigen wir dies am Beispiel der Matrosen der Expedition, die aus dem Gebiet des heutigen Kroatien sowie aus Triest kamen. Unser Fokus liegt auf den verschiedenen Identitäten, die ihnen in der Rezeption bis in die Gegenwart zugeschrieben wurden.
Zu den Personen: Johan Schimanski, seit 1998 Associate Professor in Allgemeiner Literaturwissenschaft an der Universität Tromsø. Dr.art. 1997 an der Universität Oslo mit einer Arbeit über Genre und Nationalismus in walisischsprachiger Literatur. Seit 2005 Co-Leiter des Forschungsprojektes „Arktische Diskurse” sowie der Arbeitsgruppe für Grenzpoetik an der Universität Tromsø. Gastprofessor in Grenzstudien an der Universität Glamorgan/Morgannwg (2006). Forschungsschwerpunkte: Postkolonialismus, Grenzen in der Literatur, Science Fiction, Diskursanalyse. Etliche Publikationen, zuletzt: Crossing and Reading. Notes Towards a Theory and a Method (Nordlit Nr. 19, 2006); Border Poetics De-Limited (hg. gem. mit Stephen Wolfe, 2007).
Ulrike Spring, zur Zeit Kuratorin am Wien Museum. Dr.phil. 2000 am Institut für Geschichte der Universität Wien zum Thema Sprache und Nationalismus in Norwegen und Irland um 1900. Forschungsaufenthalte an den Universitäten Oslo, Dublin, Lancaster, IFK Wien. Mitarbeit in internationalen Forschungsprojekten. Gastforscherin im Projekt ”Arktische Diskurse” an der Universität Tromsø (2007). Forschungsschwerpunkte: Identität, Tourismus, Mobilität, Nationalismus. Etliche Publikationen, zuletzt: The Linear City. Touring Vienna in the Nineteenth Century (in: Mobile Technologies of the City, Hg. Mimi Sheller & John Urry, 2006); Im Wirtshaus. Eine Geschichte der Wiener Geselligkeit (hg. gem. mit Wolfgang Kos und Wolfgang Freitag, 2007).
Institut für Geschichte der Universität Wien
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GESCHICHTE AM MITTWOCH
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Beitrag aus: GaM mailing list, GaM[at]lists.univie.ac.at, http://lists.univie.ac.at/mailman/listinfo/gam

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