CfP: Workshop „Biographie und Geschlecht“ (07/2011), DL: 20.04.2011

Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte, Historisches Institut, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena

Zeit: 04.07.2011
Ort: Universität Jena
Einreichfrist: 20.04.2011

Die Überlegungen zu einer „neuen Biographik“ (Bödeker) verliefen parallel zur programmatischen Entwicklung der Geschlechtergeschichte. Dabei haben auch die theoretischen Überlegungen zur Frauenbiographik dazu beigetragen, dass „historische Größe“ nicht länger das entscheidende Kriterium für Biographiewürdigkeit ist. In dem Maße, in dem sich traditionelle am Heros interessierte biographische Darstellungsformen als nur eingeschränkt brauchbar für die Erzählung weiblicher Lebensgeschichten erwiesen, rückte Exemplarität an die Stelle von Exzentrizität und ein Gespür für die soziale Konstruktion von (Geschlechter-)Identitäten an die Stelle einer Überzeugung von der Möglichkeit autonomer Lebensentwürfe. Damit eröffnete die Geschlechtergeschichte auch eine neue Perspektive auf die Lebensgeschichten von Männern.

Auf der anderen Seite erkannte die Geschlechtergeschichte die biographische Analyse als ein besonders geeignetes Werkzeug, um das komplexe Zusammenspiel von dispositiven Faktoren und individuellen Handlungsspielräumen zu analysieren, das sowohl die Konstruktion von Geschlechteridentitäten bedingt als auch die Wahrnehmungs- und Handlungsweisen von Frauen und Männern bestimmt. Wenn die
Geschlechtergeschichte die zentrale Bedeutung der Kategorie Geschlecht bei der Entschlüsselung von gesellschaftlichen Prozessen betont und diese vor allem in Abhängigkeit von zeitlich bedingten Möglichkeiten der Identitätsbildung und der individuellen Entfaltung untersucht, dann lässt sich dieses auf der Ebene des Individuums eben besonders gut erforschen.

Trotz dieser beachtlichen Überschneidungen von historischer Biographik und Geschlechtergeschichte gibt es bisher nur wenige reflektierte konzeptionelle Ansätze, die den Einstieg in diesen Forschungskomplex erleichtern können (z. B. Dausien). Der Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena plant daher die Veranstaltung eines Workshops für Nachwuchsforscher_innen, der am 4. Juli 2011 in Jena stattfinden wird. Der Workshop richtet sich vor allem an Doktorand_innen, die in ihren Dissertationsprojekten geschlechtergeschichtliche Fragen mit einem biographischen Zugang bearbeiten oder in biographischen Arbeiten geschlechtergeschichtliche Fragen und Überlegungen aufgreifen. Ausdrücklich sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass es sich um biographische Arbeiten zu Frauen und Männern handeln kann. Im Fokus des Workshops wird die Diskussion methodologischer und konzeptioneller Fragen stehen. Dafür bitten wir um
problemzentrierte Kurzvorträge von etwa 20 Min. Für die anschließende Diskussion sind pro Vortrag 30 Min. eingeplant. Ein langfristiges Ziel des Workshops ist die Vernetzung von Forscher_innen, die sich über mögliche Chancen und Grenzen, Probleme und Lösungen des Forschungsfeldes „Biographie und Geschlecht“ austauschen.

Einreichmodalitäten:
Interessent_innen werden gebeten, bis zum 20. April ein kurzes Exposé des geplanten Vortrags (max. 500 Wörter) als E-Mail-Anhang an eine der unten stehenden Adressen zu senden. Teilnehmer_innen, die kein eigenes Projekt vorstellen möchten, aber die Gelegenheit zum Austausch nutzen wollen, sind ebenfalls herzlich willkommen und werden um eine Anmeldung bis zum 20. Juni 2011 gebeten.
Kontakt: silke.meinhardt@uni-jena.de; ole.fischer@uni-jena.de

Tagungsgebühren werden nicht erhoben. Anfallende Reise- und Übernachtungskosten können leider nicht übernommen werden.

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