CfP: Klassenkörper. Zur Körpergeschichte sozialer Ungleichheit, 1770er bis 1870er Jahre (Event, 05/2023, Berlin); bis: 31.10.2022

FernUniversität in Hagen, Lehrgebiet für Geschichte der Europäischen Moderne; Laura-Elena Keck (Univ. Leipzig), Nina Mackert und Lisa Weber (FernUniv. Hagen/Univ. Leipzig)

Zeit: 25.-26.05.2023
Ort: Campus Berlin der FernUniversität in Hagen
Einreichfrist: 31.10.2022

Seit den 1990er Jahren entwickelte sich die Körpergeschichte als fruchtbares Forschungsgebiet, das der Herstellung und Bedeutung von Körpern und körperbezogenen Selbstverhältnissen in den Gesellschaften vor allem des 19. und 20. Jhds. nachgeht. Körper sind in diesem Zusammenhang als historisch variable, von vielfältigen Machtverhältnissen durchdrungene Objekte und Modi des Regierens sichtbar geworden, die sich gerade deshalb auch in besonderem Maße als Linse auf historische Ordnungen eignen.

Gerade in der letzten Dekade standen in körpergeschichtlichen Studien aus dem europäischen und anglo-amerikanischen Raum Geschlecht, race und jüngst auch dis/ability im Vordergrund. Um Klasse dagegen – als Kategorie, die auf soziale Ungleichheit verweist – ging es seltener, jenseits einer kursorischen Nennung in der intersektionalen Trias von race, class, gender. Neben Studien zu Arbeiterkörpern in der Industriegesellschaft gibt es wenige Arbeiten, die sich dezidiert der Körpergeschichte von Armut und Prekariat und mithin auch denjenigen Körpern nähern, die in den produktivistischen Zugriffen des Industriekapitalismus nicht im Vordergrund standen. Dies gilt umso mehr für die Zeit vor dem ausgehenden 19. Jhd. Während das 19. Jhd. als Zeitraum gilt, in dem sich Körper und Körpervorstellungen profund transformierten, haben sich körperhistorische Arbeiten bisher vor allem auf den Zeitraum um die und nach der Wende zum 20. Jhd. konzentriert.

Die Tagung hat zum Ziel, dieses doppelte Desiderat zu adressieren. Zum einen widmet sie sich der historischen Herstellung von armen, sozial benachteiligten, verworfenen Körpern. Der Verweis auf die „Klassenkörper“ ist hier mithin nicht in erster Linie im foucaultschen Sinne der Produktion bürgerlicher Körper zu verstehen, sondern als Verweis auf Klasse als Differenzkategorie, mit der sich vielfältige Verhältnisse sozialer Ungleichheit fassen und körperhistorisch untersuchen lassen. Dabei soll es bei allem Fokus auf die Kategorie class immer auch darum gehen, wie sie auf komplexe Weise mit anderen Differenzkategorien, u.a. mit race, gender und dis/ability verschränkt ist. Zum anderen … weiterlesen und Quelle (Web).