Interdisziplinäre Sektion auf dem 19. Symposium des Mediävistenverbandes (Web)
Zeit: 05.-08.03.2023
Ort: Würzburg
Einreichfrist: 13.08.2022
„Scham und mâze sint zwô tugent / die gebent uns vrouwen hôhen prîs“ (Winsbeckin 6,1-2). Was Mutter und Tochter hier in dem Lehrgedicht „Winsbeckin“ diskutieren, soll eine Verhaltenslehre für die Tochter sein und sie durch ihr Leben auch jenseits der Obhut ihrer Mutter begleiten. Die beiden Frauen sprechen innerhalb des gesamten Textes vorrangig über die Minne und ihr normverletzendes Potential, das für eine Frau zu einem gefürchteten Ehrverlust führen kann.
Scham und mâze sind für weiblich gelesene Personen im Mittelalter, egal ob fiktiv oder real, zentrale Werte, nach denen sie ihr Leben auszurichten haben – dies nicht nur in Bezug auf eine Liebesbeziehung und deren Anbahnung, sondern in jedem Lebensbereich. Was aber passiert, wenn Frauen die ihnen zugewiesenen Werte intentional übertreten und sich damit in einen für sie gesellschaftlich tolerierten Grenzbereich begeben oder ihn gar überschreiten (müssen)?
Mittelalterliche Konzepte von Weiblichkeit und die mit ihr verbundenen Normen und Werte werden in unterschiedlichen Genres und Medien anhand überkommener Narrative und Narrationen repräsentiert, dabei oftmals auch (neu) austariert und verhandelt. In einer interdisziplinären Sektion sollen Akteurinnen im Vordergrund stehen, die intentional die an sie gerichteten gesellschaftlichen Erwartungen überschreiten und/oder sich ihnen entziehen und sich zu ihrem Agieren aufgrund innerer Haltungen und/oder äußerer Umstände gedrängt fühlen. Von Interesse soll sein, inwiefern als weiblich konnotierte Handlungsweisen und Handlungs(-spiel-)räume ausgelotet, bewertet und semantisiert werden, dies in Bezug auf Verfahren sowie Ebenen der Verhandlungen spezifischer Konfigurationen. Untersuchungsgegenstände können dabei folgende Aspekte umfassen: Weiterlesen und Quelle … (Web)