Historia Hospitalium. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Hospital- und Krankenhausgeschichte, Prof. Dr. Gunnar Stollberg und Prof. Dr. Christina Vanja
Deadline: 31.05.2012
Das nächste Jahrbuch „Historia hospitalium“ soll schwerpunktmäßig dem Thema „Außereuropäische und europäische Hospital- und Krankenhausgeschichte – ein Vergleich“ gewidmet sein. Jedoch sind auch Manuskripte zu anderen Themen der Hospital- und Krankenhausgeschichte willkommen.
Der Vergleich außereuropäischer und europäischer Hospital- und Krankenhausgeschichte ist ein neues Thema, das dem Interesse an Globalisierungsprozessen der Gegenwart geschuldet ist. Dies lässt sich etwa an dem von Mark Harrison, Margaret Jones und Helen Sweet edierten Sammelband zeigen (From Western Medicine to Global Medicine: The Hospital Beyond the West; Hyderabad: Orient Blackswan 2009). Die Oxforder Historikerinnen und Historiker gehen zwar ganz klassisch davon aus, dass die Ausbreitung der westlichen Medizin durch die Krankenhaus-Institution erfolgte, fragen jedoch nach Angleichungen an nicht-westliche Traditionen und Modernitäten im Sinne Eisenstadts. Sie fragen u.a. nach der Bedeutung von Krankenhäusern in den nicht-westlichen Gesundheits-Versorgungs-Systemen; nach Differenzen der architektonischen und räumlichen Gestaltung; nach der Rolle nicht-westlicher Krankenhäuser als Stätten der Forschung und Lehre; auch nach der Produktion kolonialer Subjekte, nach nationalen und professionellen Identitäten. Ergänzen ließen sich Perspektiven auf Patientinnen und Patienten, auf die Rolle der Geschlechter etc.
Die Modernität dieser Fragestellungen wird etwa in einem Vergleich zu einer traditionellen, wenn auch ebenfalls gut informierten Sichtweise deutlich: Der indische Gelehrte P. Kutumbiah hat viele Aufsätze und Bücher über altindische Medizin verfasst. Hinsichtlich der indischen Krankenhausgeschichte schrieb er im Indian Journal of History of Medicine 1969, eine vollständige öffentliche Gesundheitsversorgung habe bereits seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert und bis zum 12. nachchristlichen Jahrhundert bestanden. Krankenräume in buddhistischen Klöster seien konzeptionell den modernen Krankenhäusern nahe gewesen, die wiederum direkt aus persischen Ursprüngen entstanden seien.
Die Problematik solcher Traditionslinien wird an neueren Diskussionen über die byzantinische Hospital- und Krankenhausgeschichte deutlich. Timothy S. Millers These, in Byzanz habe es bereits von Justinians Zeiten bis zur Eroberung durch die Kreuzfahrer im Jahre 1204 ein Krankenhaussystem gegeben, das Zentrum der Gesundheitsversorgung gewesen sei, ist von Vivian Nutton und Peregrine Horden als Mythos kritisiert worden, der religiöse Normen für deren institutionelle Realisierung nehme. Diese Kritik hat Wujastyk (MS 2009) für die indische Hospitalgeschichte aufgenommen: Es habe zwar Institutionen der Gesundheitsversorgung für die Armen gegeben; deren Existenz sei jedoch erst seit dem 12. nachchristlichen Jahrhundert deutlicher nachweisbar, und den Quellen sei Näheres kaum zu entnehmen. Für Persien hat Ebrahimnejad (2009) auf die Existenz von Apotheken-ähnlichen Organisationen seit dem 9. Jahrhundert unserer Zeitrechnung hingewiesen, die jedoch in dieser Funktion im 18. Jahrhundert eher verschwunden seien. Krankenhäuser seien dann im 19. Jahrhundert neu begründet worden.
Es wird deutlich, dass hinsichtlich alter Mythen und neuer Perspektiven der Vergleich außereuropäischer und europäischer Hospitäler und Krankenhäuser eine lohnende Aufgabe für Historikerinnen und Historiker sein kann. Daher bitten wir um Zusendung von Manuskripten zu dieser Thematik (aber auch zu anderen Themen der Hospital- und Krankenhausgeschichte) an die Redaktion der Historia hospitalium für das 28. Jahrbuch.
Die Manuskripte in deutscher oder englischer Sprache sollten nicht mehr als 20 Seiten umfassen und bis Ende Mai 2012 eintreffen. Sie werden dann ein peer-review-Verfahren durchlaufen.
Kontakt:
Gunnar.stollberg@uni-bielefeld.de
Christina.Vanja@lwv-hessen.de