Vortrag: Barbara Orland: „Wissensgeschichte statt Wissenschaftsgeschichte“, 13.12.07, Wien

„Dimensionen eines neuen historiographischen Ansatzes“ , Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte Do 13. Dezember 2007, 12:00 s.t.
In den vergangenen Jahrzehnten hat die klassische, an modernisierungstheoretischen Konzepten ausgerichtete Wissenschafts- und Technikgeschichte eine radikale Neuorientierung erfahren. Zwar wird nach wie vor die Entstehung, Ausdifferenzierung und Verbreitung von wissenschaftlichem Wissen untersucht, dieses wird nun aber als Teil der Geschichte kultureller Formationen angesehen, mithin in eine Gesamtheit von Kenntnissen, Erfahrungen und Lernprozessen eingebettet. Die Kontextualisierung von Wissenschaft hat es nötig gemacht, die Verschiedenartigkeit von Erkenntnisweisen und Wissensformen, wie sie in einer Gesellschaft aufeinander treffen, anzuerkennen und ins Verhältnis zueinander zu setzen. Damit einher ging die Frage nach epochenspezifischen Konstruktionsweisen und Darstellungsmodi, mit deren Hilfe Kenntnisse und Wissensobjekte verfügbar, anschaulich und glaubhaft gemacht werden konnten. Im Vortrag wird zunächst mit einigen allgemeinen Bemerkungen dieser Perspektivenwechsel beschrieben, und anschliessend am konkreten Beispiel der Frage nachgegangen, wie Prozesse der Verschränkung und Vermittlung verschiedener Wissenssysteme einer historisch-empirischen Analyse zugänglich gemacht werden können.
Zur Person: Im WS 2007/2008 ist Barbara Orland Käthe-Leichter-Gastprofessorin am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. Vorher war sie lange Jahre an der ETH Zürich tätig, u.a. für die Professur für Technikgeschichte sowie das Collegium Helveticum. Zwischen 2004 und 2007 hat sie als Geschäftsführerin das Zentrum „Geschichte des Wissens“ von Universität und ETH Zürich mit aufgebaut. In ihren Forschungsprojekten beschäftigt sie sich mit der Geschichte der Biotechnik in Landwirtschaft und Ernährung, der Medizintechnik, der Genese des technisierten Körpers, Gender und Science. Derzeit arbeitet sie schwerpunktmässig an einer Kulturgeschichte der Ernährungswissenschaften.

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