Reihe „Betrifft: Geschichte“ mit Gabriella Hauch: „Die 1848erinnen“ – Frauen in der Wiener Revolution; Gestaltung: Isabelle Engels (Web)
Zeit: 23.-27.01.2023, 17.55 Uhr
Ort: Radiosender Ö1
In den Jahren 1848/49 erfassten mehrere Wellen von Aufständen weite Teile Europas, so auch das Kaisertum Österreich. Im Zentrum stand die Forderung nach bürgerlichen Freiheiten. Doch Frauen waren da nicht mitgemeint: Sie waren vom Staatsbürgertum und vom Wahlrecht ausgeschlossen und durften in den neuen politischen Institutionen, höchstens als Zuhörerinnen fungieren. So blieben sie auch in der liberalen 1848er-Bewegung meist auf die Rolle der Gebärenden, treuen Gefährtin oder Wohltätigen reduziert.
Doch Frauen verschiedener sozialer Schichten entwickelten diverse Strategien, um diese Revolution auch zu ihrer zu machen. So waren nicht nur Arbeiterinnen, sondern auch bürgerliche und adelige Frauen tatkräftig dabei, als im Mai 1848 Studenten rund um die Wiener Innenstadt Barrikaden gegen die angedrohte Auflösung ihrer bewaffneten Einheiten errichteten. (Kommt auch im Revolutionsstück „Freiheit in Krähwinkel“ von Johann Nestroy vor.) Im Ausnahmezustand der Revolution wurden die Grenzen der Herkunft überschritten.
Der im August 1848 gegründete „Erste Wiener Demokratische Frauenverein“ definierte sich als explizit politischer Verein und setzte sich für die Gleichberechtigung der Frauen, das Wahlrecht und den Zugang zu Bildung und Universität ebenso ein wie für den egalitären Umgang von Frauen aller sozialer Schichten. Als die Revolution niedergeschlagen wurde, trafen Repressionen und Strafen Frauen ebenso hart wie Männer. Besonders in der Habsburgermonarchie wurde die Frauenemanzipationsbewegung radikal unterbrochen, das explizite Verbot, sich politisch zu organisieren in die Vereinsrechte geschrieben (bis 1918 gültig). Einigen „1848erinnen“ Europas gelang es in die USA zu emigrieren und sich dort weiterhin für Frauenrechte, aber auch die Rechte der schwarzen Bevölkerung einzusetzen.