Julien Corbel und Charlotte Soria (Univ. Sorbonne)
Zeit: 08.-09.06.2023
Ort: Sorbonne Université, Paris
Einrichfrist: 15.03.2023
Diese Tagung fragt nach der Rolle, den Bedeutungen und den Konsequenzen politischer Emotionen bei der Bildung von sozialen Gruppen und in der Festlegung von Regeln und Werten durch bestehende Gruppen als Grundlage für ihr gemeinsames Leben im 19., 20. und 21. Jhd. Es geht also darum nachzuvollziehen, wie die Sozialgeschichte des Politischen durch unterschiedliche Aneignungsgrade politischer Emotionen geprägt wird. Während Emotionen schon ein fruchtbares und etabliertes Feld der deutschen Geschichtsforschung der Moderne darstellen, beschäftigen sich die französischen Studien, die von Gefühlen oder von kollektiven Emotionen handeln, v.a. mit der Geschichte des Mittelalters oder der Frühen Neuzeit, selten mit der der Moderne. In den Politikwissenschaften, der Soziologie, Ethnologie oder Anthropologie hat dieses Thema jedoch schon zahlreiche Arbeiten in Frankreich hervorgebracht. Diese Tagung widmet sich daher diesem spezifischen historischen Feld, indem sie durch die verschiedenen Vorträge Brücken zwischen der deutschsprachigen und der französischsprachigen Forschung schlägt und die in diesen beiden Ländern zu beobachtenden Divergenzen in der Behandlung dieses Forschungsgegenstands vergleicht.
In Form unterschiedlicher Praktiken tragen Emotionen dazu bei, Ideen zu verbreiten und zu verankern, sowie soziale Gruppen zu konturieren. Die Emotionen in der Politik, bzw. politische Emotionen insgesamt – da sie sich im breitesten Sinne auch außerhalb der politischen Sphäre zeigen – sind tatsächliche geschichtliche „Akteure“. Durch empirische Studien wollen wir die „Performativität“ der politischen Emotionen analysieren, u.a. durch die Bildung von Gruppen, die manchmal auch als vorgestellte (imagined) oder emotionale Gemeinschaften bezeichnet werden. Auch wenn Mobilisierungsstrategien zur Schaffung von Emotionen (Mittel, Ziele, Rahmung) erwähnt werden, um die rekonstruierten Emotionen zu situieren, wird unser Fokus auf der Rezeption liegen, d.h. auf den Prozess der Wahrnehmung und Aneignung der Emotionen, welche die Grundlage der sozialen Produktion des Politischen bilden. Des Weiteren … weiterlesen und Quelle (Web)