CfP: Erzählte Gefühle (ZS DIEGESIS); bis: 31.03.2023

DIEGESIS. Interdisziplinäres E-Journal für Erzählforschung (Web)

Einreichfrist: 31.03.2023

Das Interesse an den Formen und Funktionen von Gefühlen fiktionaler Figuren ist so alt wie die Auseinandersetzung mit Literatur im Allgemeinen und literarischen Erzähltexten im Besonderen. Gleichwohl hatten Gefühle in einigen Epochen eine hervorgehobene Bedeutung, so zum Beispiel in der Zeit der Empfindsamkeit, in der Romantik oder im Impressionismus.
Auch im 21. Jhd. haben Gefühle wieder Hochkonjunktur in zahlreichen gesellschaftlichen Diskursen, wissenschaftlichen Disziplinen und Textgattungen. Im Zuge eines sogenannten „affective turn“ wird der facettenreiche Zusammenhang von Erzählen und Gefühlen dementsprechend seit der Jahrtausendwende intensiv erforscht. Während in jüngerer Zeit zahlreiche Studien von rezeptionsästhetischen Fragestellungen geleitet wurden, sollen in diesem Heft ‚erzählte Gefühle‘, d.h. die narrative Repräsentation, Konstruktion und Evaluation von Affekten und Gefühlen, deren Verhältnis zueinander und deren sozio-kulturellen Funktionen im Mittelpunkt des Interesses stehen. Gegenstand der Untersuchung können dabei sowohl fiktionale als auch faktuale Erzähltexte sein.

  • Lassen sich vorbewusste, körperliche Affekte oder Gemütsregungen in ähnlicher Form narrativ gestalten wie bewusst wahrgenommene und erlebte Gefühle?
  • Was ist das Verhältnis von Gefühlen und Plot? Sind Gefühle Auslöser von Ereignissen oder werden sie durch Ereignisse evoziert?
  • Was ist der Zusammenhang zwischen Figur(enkonzeption) und der narrativen Gestaltung von Gefühlen? Wie repräsentieren narrative Texte das Verhältnis von Affekten und Gefühlen im Spannungsfeld von Emotion und Kognition? Welche Subjektpositionen werden dabei narrativ entfaltet?
  • Welcher Zusammenhang besteht zwischen der narrativen Gestaltung von Narration und Fokalisierung und der Darstellung und Reflexion von Emotionen?
  • Inwiefern tragen narrative Texte mit der Ausgestaltung von „Gefühlsstrukturen“ („structures of feeling“, Raymond Williams) zur Repräsentation und Diskussion historischer oder gegenwärtiger gesellschaftspolitischer Formationen bei? Weiterlesen und Quelle … (Web)