CfP: Gender und Medizin (Curare. Zeitschrift für Medizinethnologie); bis: 10.07.2023

Curare. Zeitschrift für Medizinethnologie; Barbara Wittmann, Univ. of Bamberg (Web)

Einreichfrist: 10.07.2023

Ausgehend von kritisch-feministischen Initiativen und der Frauengesundheitsbewegung im letzten Drittel des 20. Jhds. haben sich zentrale Fragen danach, ob, wie und weshalb Geschlechter unterschiedlich krank werden, zunehmend in der medizinischen Forschung, Lehre und Praxis etabliert. Firmiert unter der Bezeichnung „Gendermedizin“ rücken entsprechende Perspektiven und mit ihnen die Abkehr von der Orientierung am männlichen Körper als medizinisch-pharmazeutischer Norm seit rund einem Jahrzehnt verstärkt nicht nur in den Fokus innerfachlicher Akteur:innen, sondern auch medialer Berichterstattungen und populärwissenschaftlicher Ratgeberliteratur. Für breite öffentliche Entrüstung sorgte beispielsweise in den 2010er Jahren das Bekanntwerden der systemimmanenten Unwissenheit gegenüber frauenspezifischen Herzinfarktsymptomen, was wiederum die Vorreiterrolle der Kardiologie im Bereich geschlechtersensibler Forschung mitbedingte.
Dass die Homogenisierung entsprechender Perspektiven unter Gendermedizin als „conceptual muddle“ zu begreifen ist, beschrieben Anne Hammarström und Ellen Annandale bereits 2012 angesichts ihrer Untersuchung der unklaren Verwendung von „sex“ und „gender“ in medizinischen Journals und verwiesen auf damit einhergehende essentialistische Fortschreibungen von deterministisch kategorisierten Männer- und Frauenkörpern. Gerade aus kultur- und sozialwissenschaftlicher Sicht ist die entsprechend verankerte Fortschreibung biologistisch-binärer Perspektiven kritisch zu hinterfragen. Gleichzeitig bedingte die Entwicklung der geschlechtersensiblen Medizin ein – angesichts ihres immer noch im Werden befindlichen Ringens um institutionelle Verankerung und Anerkennung längst nicht abgeschlossenes – Aufbrechen von innerhalb der Disziplin stark verankerten patriarchalen Verhältnissen und männlich dominierten Perspektiven. Darunter fielen und fallen etwa die medizinhistorisch geprägte Abwertung sogenannter „Frauenleiden“, die Nicht-Berücksichtigung von Proband:innen in pharmazeutischen Studien oder auch eine kulturell wie systemisch bedingte geringere Anerkennung psychischer Probleme bei Männern. Weiterlesen, Quelle und englische Version … (Web)