Collegium Hungaricum Wien (Web)
Zeit: 07.03.2024, 19.00 Uhr
Ort: Collegium Hungaricum, Hollandstr. 4, 1020 Wien
Anmeldung bis: 07.03.2024
Vor 1918 war Rosika Schwimmer (1877, Budapest–1948, New York) eine international bekannte und angesehene Journalistin, Zeitungsredakteurin, Feministin und Pazifistin. Sie war die erste – jedoch nicht akkreditierte – Gesandtin der Welt, die in ihrem Todesjahr beinahe mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war. Sie war eine Schlüsselfigur bei der Gründung der Frauenbewegung in Ungarn und spielte eine führende Rolle in mehreren internationalen Frauenorganisationen. 1913 war sie für die Organisation eines internationalen Frauenkongresses in Budapest verantwortlich, an dem Delegierte aus fast der ganzen Welt teilnahmen. Schwimmer, die nach dem Ersten Weltkrieg anderthalb Jahre im Exil in Wien lebte, hatte auch enge Verbindungen zu vielen Aktivistinnen der österreichischen Frauenbewegung. Ihr Nachlass, der in der New York Public Library aufbewahrt wird, ist eine Fundgrube für die (Frauen-)Geschichtswissenschaft jener Zeit, und es ist klar, dass sie sich selbst für eine sehr interessante historische Figur hielt. Trotz allem ist ihr Name heute kaum bekannt.
Warum ist ihr Werk fast völlig in Vergessenheit geraten? Welche Faktoren könnten Schwimmer, die mit einer Fülle von exzentrischen Persönlichkeitsmerkmalen gesegnet war, dazu veranlasst haben, fast ein halbes Jahrhundert lang jeden Aspekt ihres Lebens zu dokumentieren und diese Dokumentation der Nachwelt in einer sorgfältig geordneten Form zu hinterlassen? Warum sind ihre Kontakte zu den österreichischen Frauenorganisationen von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der ungarischen Bewegung? Was war der Grund für das diplomatische Fiasko in der Schweiz und warum wurde sie von einem Teil der öffentlichen Meinung als „bolschewistische Spionin“ stigmatisiert? Zusätzlich zu den oben genannten Fragen wird Dóra Fedeles-Czeferner die Beweggründe für Schwimmers graphomanische Einstellung erörtern und wie sie in den 1930er und 1940er Jahren nach dem diplomatischen Fiasko in Bern zu einer zentralen Figur der ungarischen Emigration in New York wurde.
Anmeldung bis 7. März 2024 um 12.00 Uhr unter der E-Mail-Adresse geschichte@chwien.at.
Dóra Fedeles-Czeferner ist Mitarbeiterin im Projekt „Frauen schreiben an Frauenbewegungsaktivistinnen, ~1870-1930“ am Institut für Zeitgeschichte der Univ. Wien (Web). Weiterführende Informationen zu ihrer Forschung zu Rosika Schwimmer u.a. im Weblog fernetzt (Web).