CfP: Geschlecht und Gewalt in Kolonialkriegen, Kolonialherrschaft und antikolonialen Befreiungskämpfen (Event, 01/2025, Potsdam); bis: 05.05.2024

Forschungsverbund „Militär, Krieg und Geschlecht/Diversität|Military, War and Gender/Diversity“ (MKGD) (Web)

Zeit: 30.-31.01.2025
Ort: Potsdam
Einreichfrist: 05.05.2024

Tanja Bührer (Univ. Salzburg), Isabelle Deflers (Univ. der Bundeswehr München) und Karen Hagemann (Univ. of North Carolina at Chapel Hill) in Koop. mit dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw), Potsdam (PDF)

Die extreme Gewalt in Kolonialkriegen und antikolonialen Befreiungskriegen sowie die strukturelle und reale Gewaltpraxis kolonialer Herrschaft haben in den letzten zwei Jahrzehnten international verstärkt wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren. Nach wie vor zu wenig erforscht ist jedoch die Geschlechterdimension des Themas, obwohl die bisherige geschlechterhistorische Forschung zu kolonialen Konflikten zeigt, dass Geschlecht sowohl als theoretischer und methodischer Ansatz als auch als Forschungsgegenstand erhebliche Bedeutung hat.
Intersektional in Verbindung mit sozialen, ethnischen und rassischen Differenzen konstruierte Geschlechterbilder prägten und legitimierten die Handlungsräume von Männern wie Frauen in den gewaltgeprägten Interaktionen kolonialer Konflikte. Sie beeinflussten erheblich die Gewaltpraktiken der kolonialen Invasoren und die Gewalterfahrungen der kolonisierten Bevölkerung. Einheimische Frauen in den Kolonien wurden beispielsweise in besonderem Maße zum Opfer sexueller Gewalt in ihren verschiedenen Formen, von der Zwangsprostitution, erzwungenen Konkubinaten bis hin zu Vergewaltigungen. Einheimische Männer wurden von den Kolonialmächten zur Zwangsarbeit gezwungen und als Kolonialsoldaten rekrutiert.
In Kolonialkriegen und antikolonialen Befreiungskriegen, vor allem wenn sie die Form von Guerillakriegen annahmen, wurde die im internationalen Kriegsrecht – zumindest theoretisch – gemachte Unterscheidung zwischen Soldaten und Zivilbevölkerung in der Regel völlig aufgehoben. Sie wurden schon früh als „totale“ Kriege mit systematischer Massengewalt gegen die gesamte zu kolonialisierende Bevölkerung geführt. Sowohl Kolonialtruppen als auch die Streitkräfte von antikolonialen Befreiungsbewegungen waren bei ihren Feldzügen auf die Unterstützung und die Dienstleistungen der Zivilbevölkerung, einschließlich der Frauen angewiesen. Nach siegreichen kolonialen Eroberungen hielt die Gewaltherrschaft über die einheimische Bevölkerung in vielfältiger Weise an. Männer wie Frauen in den imperialen Metropolen unterstützen in geschlechtsspezifischer Weise die kriegerische Politik kolonialer Eroberung. Auch in den gegen koloniale Unterdrückung kämpfenden Erhebungen und Befreiungskriegen waren beide Geschlechter in verschiedener Weise aktiv beteiligt.
Ziel des ersten thematischen Workshops des soeben gegründeten MKGD-Forschungsverbundes ist es, die in vielfältiger Weise gewaltgeprägten Interaktionen in Kolonialkriegen, Kolonialherrschaft und antikolonialen Befreiungskämpfen mit einem Fokus auf „Geschlecht“ vergleichend zu untersuchen. Dabei wollen die Veranstalter:innen sowohl frühneuzeitliche als auch moderne Kolonialkonflikte bis zum Ende des Kalten Krieges in den Blick nehmen und begrüßen beides: kontextualisierte Fallstudien und diachrone wie synchrone Vergleiche.

  • Keynote: Natalya Benkhaled-Vince (Oxford Univ.)

Adressat:innen des CfPs sind fortgeschrittene Doktoran:innen, promovierte Wissenschafter:innen und Professor:innen. Die eingereichten Beiträge können folgende Aspekte und Themen aufgreifen, müssen aber nicht darauf beschränkt sein:

— interkulturelle Dimensionen und Dynamiken von geschlechterspezifischer Gewalt und Gewaltorganisationen
— die Rolle der intersektionalen Ungleichheitskategorien Rasse/Ethnizität, Klasse und Geschlecht im kolonialen Gewaltraum
— Intersektionale Geschlechterbilder, insbesondere Konstruktionen von Männlichkeit, kolonialer und postkolonialer Gewaltakteure
— Sexuelle und sexualisierte Gewalt als Instrument kolonialer und postkolonialer Konflikte
— Kontinuitäten kolonialer geschlechterspezifischer Gewalt und Männlichkeitsvorstellungen/patriarchaler Strukturen in antikolonialen Bewegungen
— Weibliche Stimmen und Handlungspraktiken in kolonialen Konflikten.

Für die Referate sind jeweils 20 Minuten vorgesehen. Tagungssprache des Workshops ist Englisch. Die Veranstalter:innen bitten um Einsendung eines Abstracts (ca. 700 Worte) und eines kurzen CVs. Bitte senden Sie Ihre Bewerbung bis zum 5. Mai 2024 an: tanja.buehrer@plus.ac.at

Schreibwerkstatt für Doktorand:innen am 30. Januar 2025
In der Schreibwerkstatt sollen im kleinen Kreis drei bis vier deutsch- oder englischsprachige Manuskripte diskutiert werden, die einen Bezug zum Thema des Workshops haben sollten und für die Veröffentlichung in einer nationalen oder internationalen Zeitschrift gedacht sind. Die ausgewählten Manuskripte werden von zum Workshop eingeladenen Expert:innen kommentiert und anschließend gemeinsam unter der Fragestellung diskutiert, wie sie für eine erfolgreiche Veröffentlichung in einer Zeitschrift mit Peer Review überarbeitet werden könnten.
Interessierte Doktorand:innen sind eingeladen, sich mit einem Exposé (ca. 1500 Worte) und einem Kurz-CV zu bewerben. Bitte senden Sie Ihre Bewerbung bis zum 5. Mai 2024 an: isabelle.deflers@unibw.de.

Die Hotel- und Fahrtkosten (Flug oder Bahn zweiter Klasse) der eingeladenen Referent:innen sollen vom MKGD-Forschungsverbund übernommen werden.

Informationen zum soeben gegründeten Forschungsverbund zu Militär, Krieg und Geschlecht/Diversität (MKGD) finden sie hier (Web).

Quelle: fernetzt@lists.univie.ac.at