Konferenz: Das Geschlecht der Medizin. Individualität in medizinischen Konzepten und Praktiken des 19. und 20. Jahrhunderts, 02.-04.09.2024, Greifswald

Annalisa Martin, Annelie Ramsbrock und Naima Tiné, Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte der Neuesten Zeit, Univ. Greifswald (Web)

Zeit: 02.-04.09.2024
Ort: Alfried Krupp Kolleg Greifswald

Programm (Web)

Panels: Psychiatrie | Arbeit | Nicht-Schulmedizin | Gesundheitspolitik in der BRD und der DDR

Öffentlicher Abendvortrag: Christina Benninghaus (Bielefeld): Strange bedfellows – Medizingeschichte als Geschlechtergeschichte

Die Geschichte der Medizin erlebt seit den 1980er Jahren eine Neuorientierung: Wurde sie lange Zeit als historische Erfolgsgeschichte geschrieben, die sich aus einer Aneinanderreihung diverser Entdeckungen durch (meist männliche) Ärzte speiste, findet seit einiger Zeit eine kritische Auseinandersetzung mit medizinischen Praktiken statt. Aktuelle Studien belegen, dass Diagnostik, Behandlung und Risikovorhersage bei einer Vielzahl von Erkrankungen bedeutsame Geschlechterdifferenzen zeigen. Dabei meint Geschlecht sowohl das biologische (sex) als auch das soziale (gender) Geschlecht und schließt ein Bewusstsein für vielfältige geschlechtliche Identitäten und ihre lebensweltliche Relevanz mit ein, inklusive queere oder nichtbinäre Personen. Zugleich ist die medizinische Forschung noch vielfach auf den männlichen Normkörper zugeschnitten, berücksichtigt also verschiedenartige Geschlechteraspekte sowie andere Diversitätsmerkmale nicht oder nur am Rande. Schließlich spielen medizinische Gutachten nach wie vor eine bedeutsame Rolle beim Kampf um Anerkennung von Transidentitäten, was zeigt: Geschlecht und Medizin sind aufs engste miteinander verwoben und stehen in einem reziproken Verhältnis zueinander: Medizin ist in vielfacher Weise vergeschlechtlicht und umgekehrt findet die Vergeschlechtlichung von Patient:innen durch medizinische Praktiken und Konzepte statt. Weiterlesen … (Web)

Quelle: H-Soz-Kult