Südosteuropäische Geschichte und Anthropologie (SEEHA), Univ. Graz (Web)
Zeit: 02.-03.12.2024
Ort: Univ. Graz
Einreichfrist: 04.11.2024
Sexualisierte Gewalt ist allgegenwärtig und damit auch Teil des Forschungsalltags von ethnografisch oder historisch arbeitenden Anthropolog:innen aller Geschlechter. Sie ist in Forschungsthemen präsent, mehr noch in Erfahrungen, die Forschungspartner:innen teilen oder die wir Forscher:innen im Feld oder aus historischen Quellen erfahren. Dennoch finden die Thematisierung und das Verschriftlichen von Gewalterfahrungen im Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens selten ihren expliziten Platz. Es gibt kaum Räume, um sich im Forschungsprozess über sexualisierte Gewalt und den Umgang damit auszutauschen. Erst recht wurde über das Schreiben über Begegnungen mit sexualisierter Gewalt im Feld oder im Archiv bisher kaum geforscht und publiziert. Der Workshop zielt daher darauf ab, Umgangsstrategien im Schreiben über und gegen sexualisierte Gewalt zu erarbeiten.
Sexualisierte Gewalt ist häufig nicht erzählbar. In Interviewsituationen oder Erzählungen unserer Forschungspartner:innen, aber auch in Beobachtungen und in unserem Erleben als Forschende und in archivalischen Quellen wird sie ver- und beschwiegen – und ist doch präsent. Als wissenschaftliche Akteur:innen sind wir in historio- wie in ethnographischen Forschungen selbst in Gefüge von Ohnmacht und Handlungsmacht verstrickt, die es auch im Schreibprozess stetig auszuloten gilt. Macht-Wissen-Verstrickungen wirken sich darauf aus, wie wir sexualisierte Gewalt thematisieren, und sollten in ihrem historischen Gewachsensein ebenso wie im Blick auf aktuelle normative Wissenspraxen hinterfragt werden. Im Rahmen des Workshops möchten wir daher auch gegen eine Kontinuität patriarchaler Skripte anschreiben und die Vielstimmigkeit von Erfahrungen und Umgangsstrategien mit sexualisierter Gewalt entfalten.
In dem zweitägigen Workshop tauschen die Teilnehmer:innen sich über individuelle Bezüge zum Thema ‚Schreiben über das Schweigen über sexualisierte Gewalt‘ aus. Sie setzen sich mit dem Umgang mit sexualisierter Gewalt in historischen Quellen auseinander und reflektieren Feldmaterial unter supervisorischer Begleitung. Ein Schreibworkshop soll uns schließlich im Kollektiv in eigene Schreibprozesse hineinbegleiten. Der Fokus liegt damit auf den wissenschaftlichen Akteur:innen, die … weiterlesen (PDF)
Organisatorinnen: Christina Sterniša und Heike Karge (SEEHA); Katharina Eisch-Angus und Lydia Arantes (Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Univ. Graz); Almut Sülzle (Supervisorin/Ethnografin, Berlin)