Arbeitskreis Militärgeschichte e.V. in Kooperation mit dem Jena Center. Geschichte des 20. Jahrhunderts; Dr.in phil. habil. Silke Satjukow, Dr. Klaus Latzel, Dr.in des. Franka Maubach
Datum: 13.-15.11.2008
Ort: Schloß Dornburg, Jena
Deadline:15.03.2008
In Kambodscha wurde unlängst ein Grab aus dem fünften nachchristlichen Jahrhundert entdeckt, in dem Frauen mit Schwertern bestattet worden waren. Sie gehörten vermutlich einer Zivilisation an, in der Kriegerinnen eine zentrale Rolle zukam. In der westlichen Kultur dominiert dagegen das Bild der schwachen und schützenswerten Frau. So ist die Vorstellung vom »Soldaten«, wie sie sich mit der Herausbildung stehender Heere in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Europa durchsetzte, eindeutig männlich konnotiert. Die jüngere Militärgeschichtsschreibung hat allerdings überzeugend gezeigt, dass die schlichte Gleichsetzung von Militär und Männlichkeit historisch unzutreffend ist. Nicht nur räumlich und zeitlich entlegene Beispiele wie das der Kriegerinnen in Kambodscha eröffnen andere historische Perspektiven. Auch der genaue Blick auf die jüngere Geschichte der westlichen Hemisphäre zeigt, dass Frauen die Grenze zur kriegerischen Gewalt immer wieder und immer umfassender überschritten haben.
Die Jahrestagung des Arbeitskreises Militärgeschichte will sich des Phänomens der (bewaffneten und kämpfenden) Soldatin durch die Geschichte hindurch vergleichend annehmen. Schwerpunkte sollen dabei auf Traditionen des Kriegseinsatzes seit der Neuzeit sowie auf den „Neuen Kriegen“ nach 1945 liegen. Frauen kämpften etwa in den Guerilla-Kriegen in Vietnam, Nordirland, Nicaragua, Sri Lanka oder im Libanon; sie waren oder sind als Angehörige regulärer Armeen (in den USA, in Kanada, Belgien, den Niederlanden, in Dänemark, Norwegen, England, Frankreich, Taiwan, Israel oder in Russland) im (teils bewaffneten) Einsatz. Auch in der Bundeswehr ist seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahr 2000 der Dienst an der Waffe für Frauen möglich.
Auch wenn die Kämpferin im Zentrum der Tagung steht, soll der Begriff der »Soldatin« aus heuristischen Gründen weit gefasst bleiben. Dabei geht es uns um alle Frauen, die entweder als Angehörige der Streitkräfte oder in enger Verbindung mit ihnen notwendige Funktionen der Kriegführung erfüllten. Es lassen sich unterschiedliche Grade weiblicher Nähe zur kriegerischen Gewalt unterscheiden: von den kämpfenden Kombattantinnen bis hin zu den Hilfsdienstleistenden, die die Kriegführung von der Peripherie aus unterstützten. Letztere – etwa die Trossfrauen der frühen Neuzeit oder die in der Verwaltung tätigen Etappenhelferinnen des Ersten und die Stabshelferinnen des Zweiten Weltkriegs – sollen auf der Tagung zwar berücksichtigt werden (vor allem insofern, als sie mit ihrer Tätigkeit ins Zentrum kriegerischer Gewalt gerieten). Erstere aber, die Soldatinnen im Kampf, werden den Schwerpunkt der Tagung bilden. Joshua S. Goldstein beschreibt vier Formen, in denen »women warriors« in der Geschichte auftraten: in exklusiv weiblichen Kampfeinheiten, in gemischt-geschlechtlichen Ein-heiten, im cross-dressing als Soldaten verkleidet und als militärische Führerinnen nach dem Muster der Jeanne d’Arc.
Die Referenten und Referentinnen sind eingeladen, das globale Phänomen »Soldatinnen« unter kulturgeschichtlichen, sozialgeschichtlichen oder biographiegeschichtlichen Zugriffen und anhand unterschiedlicher Quellengattungen zu untersuchen. Folgende beispielhafte Fragen könnten die Interpretationen leiten: In welchen Formen erfolgten Rekrutierung und (Kampf-)Einsatz von Soldatinnen? Lassen sich je spezifisch weibliche Zugangsweisen zum Militär und Bewegungsweisen im Militär oder besondere Formen der Kriegführung erkennen und beschreiben? Wie wurden traditionell männliche Gewalt- und Kampfformen imitiert, angeeignet, variiert? Wie veränderten Kriege die symbolische und reale Geschlechterordnung? Beförderten oder mäßigten Geschlechterverhältnisse und konstruktionen ihrerseits Gewalt-strukturen und -praktiken? Und wie wurde in den Nachkriegsgesellschaften mit den Soldatinnen umgegangen? Kam ihnen in der öffentlichen Erinnerung, im öffentlichen Kriegsgedenken eine Bedeutung zu?
Ihr Abstract erbitten wir bis zum 15.3.2008.
Kontakt:
Dr.in des. Franka Maubach
Historisches Institut, Friedrich-Schiller-Universität Jena, August-Bebel-Str. 4, 07743 Jena,
Tel.: 0049 03641/944487
Maubi#gmx.de
URL des CfP: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=8689