CfP: Going East. Going South. Österreichisches Exil in Asien und Afrika (Event und Publikation: 10/2012, Graz); DL: 01.05.2012

CLIO. Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit (Web), Tagungsteam: Gabriele Anderl, Margit Franz, Heimo Halbrainer

Zeit: 19.-20. Oktober 2012
Ort: Graz
Deadline: 01.05.2012

Das Exil in Asien und Afrika ist ob seiner länderspezifischen Bedingungen und der schwierigen Quellensituation bisher nur in sehr wenigen länderspezifischen Studien erschlossen.

Das Exil in Shanghai mit seinen spezifischen Aspekten ist diesbezüglich wohl am besten erarbeitet; in den letzten Jahren wurden vereinzelte Forschungsarbeiten zu den Philippinen, zu Indien, Pakistan, Türkei, Madagaskar und Ägypten bekannt. Allgemein hat die internationale Exilforschung diesen beiden Kontinenten wenig Aufmerksamkeit geschenkt; einerseits wegen der zahlenmäßig geringeren ExilantInnen im Vergleich zu den Hauptexilländern wie den USA, Großbritannien oder Frankreich, andererseits wegen seiner kulturbedingten und geopolitischen spezifischen Besonderheiten.

Diese Tagung nimmt sich dieses Mankos der Exilforschung an und versucht diesbezügliche Erkenntnisse – nicht nur für eine österreichische, sondern für die allgemeine Exilforschung – zu generieren. Einerseits gilt es der Frage nachzugehen, ob es noch andere – bisher unbekannte – Enklaven der Zuflucht für Flüchtlinge des Nationalsozialismus in Asien & Afrika gegeben hat. Andererseits interessieren die spezifischen kulturellen und politischen Gegebenheiten und deren Auswirkungen auf die Flüchtlinge – zumal die zwei asiatischen Exilländer Palästina und Shanghai die höchsten Reemigrationszahlen aufweisen. Ob der intensiven wissenschaftlichen Beschäftigung und ihrer Position in der Exilforschung sind Palästina und Shanghai nicht Gegenstand der Konferenz, die sich ausschließlich den inhaltlichen Lücken und geographischen Desiderata des österreichischen Exils in Asien und Afrika widmen soll.

Afrika gilt ob seiner diversen – französischen, britischen, portugiesischen, belgischen, italienischen, belgischen und spanischen – Kolonialherrschaften als schwierige Exildestination in der Geschichtsschreibung wie in der Forschungslandschaft. Das koloniale Erbe wird noch heute als schwierige wirtschaftliche und politische Last empfunden, aber auch die exil- und emigrationsspezifischen Quellen sind aus diesem Grund schwer zugänglich.

Sie gingen teilweise im Zuge der Dekolonisierung verloren oder fanden in den jungen Nationalstaaten wenig adäquate Archive und Lagerungsstätten; tropisches und subtropisches Klima erschwerte zusätzlich den Erhalt von wichtigen Quellen und Forschungen basieren oft auf Einzelfunden.

Demgegenüber gibt es ergiebigere Forschungen in Nordafrika und dem subsaharischen Afrika, insbesondere weil Orte wie Casablanca wichtige Transitorte für die Flüchtlinge darstellten.

Der asiatische Kontinent hingegen wird weltwirtschaftlich als der wichtigste Kontinent des 21. Jahrhunderts betrachtet, historisch ging von diesem die Dekolonisierungswelle nach dem Zweiten Weltkrieg aus – die Briten entließen im August 1947 ihre Kronkolonie Indien in die Unabhängigkeit. Imperialismus und internationale Interessen prägten auch den asiatischen Kontinent in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, somit kam es auch verstärkt zu Kontaktaufnahmen zum europäischen Kontinent, was Kommunikation und Austausch mit Flüchtlingen des Nationalsozialismus in manchen Fällen generierte.

Die Konferenz soll diese beiden Kontinente in der Exilforschung verankern und Gemeinsamkeiten bzw. auch Differenzierungen zwischen den einzelnen Aufnahmegesellschaften erarbeiten und Österreich-spezifische Forschungsarbeiten einer internationalen Wissenschaftsgemeinde einschreiben.

Dadurch werden neue Erkenntnisse in der zentraleuropäischen wie der asiatischen und afrikanischen Zeitgeschichte, Kunstgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Sozialgeschichte und politischen Geschichte erarbeitet, aber auch neue Akzente in der internationalen Exilforschung gesetzt. Grundsätzlich sollen neue bisher unbekannte Aspekte der österreichischen und asiatischen bzw. afrikanischen Beziehungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, die auch positiv zur Stärkung von gegenwärtigen wirtschaftlichen wie politischen Beziehungen beitragen können.

Die VeranstalterInnen planen die Publikation der einzelnen Beiträge für das erste Halbjahr 2013 in Buchform.

Die Vorschläge für Referate richten Sie bitte an: margit.franz@uni-graz.at

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