Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Konzeption der LV: Dr. Doris Ingrisch und Dr. Claudia Walkensteiner-Preschl
Die Ringvorlesung „Innovationen und Traditionen“ soll den weiten Horizont umschreiben, innerhalb dessen sich Frauenforschung, feministische Forschung und Gender Studies verorten. Wie sehr der Blick auf die Geschlechter in der Wissenschaft innovative Impulse gesetzt hat und immer wieder zu neuen Diskussionen anregt, so unterliegt er auch selbst historischen Entwicklungen und bildet eigene Positionen und Traditionen aus, die in der Vorlesungsreihe zu Sprache kommen werden.
Die Einführung zur Vorlesung und die Eröffnung der Bibliothek sowie der Abschluss der Lehrveranstaltung / Prüfung (Termine:19.3. und 28.05. 2009) finden am Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft (IKM) statt, Karlsplatz 2/II, 1010 Wien.
Für die Vorträge selbst ist ein Vorlesungsraum im Hauptgebäude der mdw reserviert, Zi D 0263, Anton-von-Webernplatz 1, 1030 Wien.
Programm
19. März 2009, 17.00-18.00 Uhr
Einfürhung
26. März 2009, 16-17.15 Uhr
ao.Univ.Prof.Dr.phil. Cornelia Szabo-Knotik
Neuer Blick auf „alte Meister“? Musikwissenschaft als Feld der Reproduktion sozialen Geschlechts
Unter dem Aspekt des gendering erfasste Wissenschaftsgeschichte beschreibt die Etablierung der universitären Disziplin sowie die Ausbildung des Kanons musikwissenschaftlicher Methoden und Themen im Verhältnis zum populären Diskurs über Musik, wobei deren Stellung in der ihrerseits im Spannungsfeld sozialer Unterschiede stehenden zeitgenössischen Frauenbildung als zusätzliche Betrachtungsebene ins Spiel kommt. Ziel der Vorlesung ist es, den Nutzen von gendering jenseits biographischer Forschung zu diskutieren.
Kurzbiographie:
Cornelia Szabo-Knotik ist habilitierte Musikwissenschaftlerin, arbeitet seit 1981 an der heutigen Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien und leitet (gemeinsam mit Markus Grassl) das Institut für Analyse, Theorie und Geschichte der Musik. Schwerpunkte des Interesses sind Rezeptionsgeschichte als Beschreibung der vielfältigen (historischen) Wirkungen von Musik und den damit verbundenen Vorstellungen inklusive der Bedeutung neuer Medien (Film) für den Umgang mit der musikalischen Tradition.
26. März 2009, 17.30-19.00 Uhr
Mag. Dr. Anette Baldauf
Revolution Girl Style. Zum Verhältnis zwischen Feminismus und Popkultur
Anfang der neunziger Jahre eroberten Frauen- und Mädchenbands die Bühnen der Jugendkultur und benutzten diese als Foren feministisch motivierter Rebellion. Ihre Narrationen kratzten an den Meistererzählungen der Jugendkultur, attackierten Bilder der Subjektposition „Mädchen“ und deren Verortung im sozialen Raum. Wo lassen sich heute, aus historischer Perspektive betrachtet, diese Artikulationen verorten, welche Dynamiken, Potentiale und Fallen, prägen das Verhältnis zwischen Feminismus und Popkultur?
Kurzbiographie
Anette Baldauf studierte Erziehungswissenschaften an der Universität Wien und Soziologie an der New School University in New York. Ihr Forschungsinteresse gilt postindustriellen Stadtformationen, Pop- und Alltagskultur, sozialen Bewegungen und kritischer Kunst. Ihre Veröffentlichungen umfassen die Buchprojekte Lips. Tits. Hits. Power? Feminismus und Popkultur (Folio Verlag: Wien 1998, mit Katharina Weingartner), The She Zone (Bawag Foundation: Wien 2007, mit Dorit Margreiter) und Entertainment Cities. Unterhaltungskultur und Stadtentwicklung (Springer Verlag: Wien 2007) und Dokumentarfilmprojekte: Der Gruen Effekt (in Vorbereitung, mit Pooldoks/Katharina Weingartner) und Knock Off: Die Rache am Logo (Wien/New York: Arte 2003, mit Katharina Weingartner).
2. April 2009, 16.30-17.15 Uhr
ao.Univ.Prof.Mag.art.Dr.phil. Noraldine Bailer
Die MusiklehrerInnenforschung im Fokus geschlechtsspezifischer Unterschiede
Der vorliegende Beitrag setzt sich mit den Unterschieden zwischen den Geschlechtern im Hinblick auf die musikalische Sozialisation in Kindheit und Jugend, die Studien- und Berufswahl, die Berufsverläufe, die beruflichen Perspektiven und Alternativen, die Berufszufriedenheit sowie die Wechselwirkung zwischen Berufs- und Privatleben auseinander.
Kurzbiografie
geboren 1962 in Wien, Lehramtsstudium aus Musikerziehung und Philosophie/ Psychologie/ Pädagogik, einige Jahre Lehrtätigkeit an Wiener Gymnasium
interdisziplinäres Doktoratsstudium aus Musiksoziologie und Pädagogik
seit 1986 Mitarbeiterin an der Lehrkanzel für Musikpädagogik bzw. am Institut für Musikpädagogik
kumulative Habilitationsschrift im Bereich der MusiklehrerInnenforschung 2006
2. April 2009, 17.30-19.00 Uhr
Univ.Prof.Dipl.Psych.Mag.Dr. Rainer Winter
„Fluchtlinien in Kultur und Medien. Cultural Studies und Gender“
Ausgehend von der Geschichte und dem Ansatz der Cultural Studies wird untersucht, wie seit dem Mai 68 Gender zu einem wichtigen Thema wurde.
Es werden die Diskussionen um Widerstand, Handlungsmächtigkeit und Performanz betrachtet. Am Beispiel von Hollywoodfilmen, Fernsehserien
oder Computerspielen werden vielfältige Fluchtlinien und Formen des Eigensinns aufgezeigt.
Kurzbiographie
Rainer Winter ist habilitierter Soziologe und Psychologe. Seit 2002 ist er Professor für Medien- und Kulturtheorie an der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt. Er hat u.a. das Buch „Die Kunst des Eigensinns. Cultural Studies als Kritik der Macht“ (2001) veröffentlicht und ist Herausgeber der Buchreihe Cultural Studies beim transcript-Verlag in Bielefeld. Mehr Informationen: www.rainer-winter.net
7. Mai 2009, 16.00-17.15 Uhr
ao.Univ.Prof.-Dr.phil. Ursula Hemetek
Gender-Aspekte in der Ethnomusikologie: Die Rolle der Braut bei Hochzeiten in Minderheitenkulturen
Ich möchte die Rolle der Frau bei Minderheitenkulturen in Österreich beleuchten. Ich wähle dazu als Rahmen die Hochzeit, ein zentrales Ereignis im Lebensbrauch von Minderheiten, und zeige anhand von musikalischen Teilen die unterschiedlichen Rollen der Braut auf. Dies ermöglicht Rückschlüsse auf die Stellung der Frau in den jeweiligen Communities. Es werden Ton- und Video-Beispiele von Burgenländischen Kroaten, Aleviten und Roma verwendet.
Kurzbiographie
Ursula Hemetek, a.o. Univ. Prof. am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikolgoie der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 1987 Dr. phil. Musikwissenschaft, 2001 Habilitation an der Universität Wien, Ethnomusikologie. Forschungsschwerpunkte: Trad. Musik von Minderheiten in Österreich, insbesondere Roma, burgenländische Kroaten und Bosnier. Lehrtätigkeit „Ethnomusikologie“ und „Musik der Minderheiten in Österreich“.
7. Mai 2009, 17.30-19.00 uhr
ao.Univ.Prof. Mag.Dr.phil. Klaus Rieser
Nicht-normative Männlichkeit und der Begriff der „Feminisierung“
In der Filmanalyse, auch der kritischen, wird des öfteren von „Feminisierung“ gesprochen, wenn alternative Männlichkeiten vorgestellt werden. Natürlich gibt es Filmbeispiele, insbesonders in Komödien, wo es explizit zu einer Ausstattung von Männern mit weiblichen Attributen (weiblicher Kleidung etc) kommt. In vielen Fällen aber birgt eine solche Konzeption m.E. die Gefahr, die Binarität von Männlichkeit und Weiblichkeit zu rekonstituieren, gerade da, wo sie etwas in Frage gestellt wird. Ich möchte daher nicht-normative Männlichkeit jenseits dieser Binarität verorten und an einigen Beispielen diskutieren.
Kurzbiografie
Klaus Rieser ist ao. Univ. Prof. am Institut für Amerikanistik der Universität Graz. Seine Forschungs- und Lehrschwerpunkte umfassen Film, Gender, Ethnizität und Cultural Studies. Speziellere Forschungsschwerpunkte innerhalb dieser Gebiete umfassen die Darstellung und Migration im Film und deren kulturelle Signifikanz; Männlichkeit im Film (Habilitation 2006), sowie derzeit US-Amerikanische Ikonen. Er ist Leiter des Instituts für Amerikanistik, Vorstandsmitglied der österreichischen Gesellschaft für Amerikastudien, und Mitherausgeber der Reihe „American Studies in Austria“.
14. Mai 2009, 16.00-17.15 Uhr
o.Univ.Prof. Mag.art.Dr.phil. Susanne Granzer
Die Güte der Frauen
Eine Kaskade weiblicher Stereotypen soll zum Auftakt spielerisch gängige Klischees von „Weiblichkeit“ dekonstruieren. – Auch mit der Intention, darin das Auratische femininer Güte als sublimes Signal weiblicher Qualität aufblitzen zu lassen. Platons Diotima, Nietzsches Ariadne und schließlich Ibsens Solveig thematisieren im Weiteren die Spannweite zwischen dem neuralgischen Dispositiv der Frau als Opfer und eben jener femininen Qualität, von der man sagen kann, dass sie sich einer logisch-diskursiven Vernunft nicht mehr subsumieren lässt.
Kurzbiografie
Schauspielerin. Parallel Studium der Philosophie (Promotion 1995). Seit 1988 Lehrstuhl für Rollengestaltung am Max Reinhardt Seminar/Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 1996 Gründung der Wiener Kulturwerkstätte GRENZ-film mit dem Philosophen Arno Böhler: Realisation von Filmen & Lecture-Performances. Publikationen: u.a. „Being On Stage“ in: Arno Böhler und Susanne Granzer (Hg.) „TheatReales Denken“ Passagen Verlag Wien 2009. à website: http://personal.mdw.ac.at/granzer
14. Mai 2009, 17.30-19.00 Uhr
Mag.Dr. Marlen Bidwell-Steiner
Inkarniertes Geschlecht: Eine Vorgeschichte aktueller Embodiment-Debatten
Gegenwärtig erleben wir in den Neurowissenschaften eine intensive Diskussion zum Verhältnis von Körperphysiologie und neuronalen Prozessen: Nach wie vor ist die jeweilige Teilhabe von der Prädisposition des Körpers einerseits und sozialen Erfahrungen andererseits, von nature und nurture, zentrales Problem derartiger Untersuchungen. Wenn nun Fragen nach Körper und Geist, nach Leib und Seele, nach Form und Materie verhandelt werden, steht – implizit oder explizit – auch Geschlecht zur Disposition.Forschungsergebnisse rangieren zwischen neuen Essentialismen und radikalen Konstruktivismen.
Ein Blick auf ähnliche Klärungsversuche an der Schwelle zur Scientific Revolution soll die rhetorische Verfasstheit und damit die intendierte Geschlechterideologie der jeweiligen Positionen aufdecken helfen.
Kurzbiografie
Marlen Bidwell Steiner, Dr.in, hat Hispanistik und Komparatistik studiert und ist Leiterin des Referats Genderforschung an der Universität Wien. Sie ist Herausgeberin der Schriftenreihe „Gendered Subjects“ sowie Koordinatorin des Masterstudiums Gender Studies. Ihre Forschungsschwerpunkte betreffen Naturphilosophie in der Frühen Neuzeit, Metapherntheorie und Gender Studies.
28. Mai 2009, 16.00-19.00 Uhr
Prüfung
Anmeldung: goetterer#mdw.ac.at, Information: murbacher-sanna#mdw.ac.at
aus: FEMALE-L@JKU.AT
Interdisziplinäre Ringvorlesung: „Innovationen und Traditionen“, Sommersemester 2009, Wien
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