Ort: Institut für Wissenschaft und Kunst, Berggasse 17, 1090 Wien
Beschreibungen der Vorträge siehe unten
Montag, 15. Juni, 18.30 Uhr
Monika Bargmann (Wien): Jeannie Ebner als Mentorin österreichischer Schriftstellerinnen nach 1945
Reihe: Frauennetzwerke in Wissenschaft und Kunst – Utopie und Wirklichkeit
Dienstag, 16. Juni, 18.30 Uhr
Heimo Halbrainer (Graz): Steirerinnen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Reihe: Österreichische Frauen im Widerstand gegen den NS
Mittwoch, 17. Juni, 18.30 Uhr
Birgit Wagner (Wien): Fragmente einer europäischen Diskursgeschichte der Liebe
Reihe: Feministische Theorie und Gender Studies
Donnerstag, 18. Juni, 18.30 Uhr
Michi Knecht (Berlin/Gießen): Verwandtschaft im Feld „assistierender“ Reproduktionstechnologien. Ethnographische Beobachtungen
Reihe: Biotechnologien, Kultur und Gesellschaft
Montag, 22. Juni 2009, 18.30 Uhr
Ruth Müller, Lisa Sigl (Wien): Bis an den Rand der Vorstellungskraft! Science Fiction als Experimentierraum feministischer Utopien
Reihe: Utopie als Werkzeug in Politik, Kultur und Religion
Mittwoch, 24. Juni 2009, 18.30 Uhr
Gertrude Postl (Wien, Selden/USA): Liebe zwischen Spiritualität und Politik: Zum Wandel von Irigarays Liebesbegriff
Reihe: Feministische Theorie und Gender Studies
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Montag, 15. Juni, 18.30 Uhr
Frauennetzwerke in Wissenschaft und Kunst – Utopie und Wirklichkeit
Monika Bargmann (Wien): Jeannie Ebner als Mentorin österreichischer Schriftstellerinnen nach 1945
„Was auffällt an der Generation junger Autorinnen ist ihr Angewiesen-Sein auf männliche Unterstützung, auf Männer, die auch nach 1945 in den Literaturinstitutionen die Macht haben, die Zeitschriften herausgeben, in den Verlagen, Radiostationen und Kulturinstitutionen sitzen“ (Christa Gürtler). Der Briefwechsel der österreichischen Schriftstellerin Jeannie Ebner, der zum überwiegenden Teil in der Wienbibliothek im Rathaus aufbewahrt wird, zeigt, wie Ebner als Funktionärin von Literaturvereinen, als Jurymitglied bei Literaturpreisen, vor allem aber als Redakteurin der Zeitschrift „Literatur und Kritik“ versuchte, im literarischen „Old Boys Network“ der Nachkriegszeit andere Schriftstellerinnen bei ihren literarischen und kulturpolitischen Aktivitäten zu fördern und bei der Suche nach Publikationsmöglichkeiten zu unterstützen. Der Schwerpunkt des Vortrags liegt dabei auf der Korrespondenz mit Hilde Spiel.
Monika Bargmann, Mag.a (FH), ist Bibliothekarin und EDV-Referentin in der Wienbibliothek im Rathaus, studiert Germanistik und bloggt auf http://jeannie-ebner.blogspot.com/ über Frauenfiguren und Frauenrolle(n) bei Jeannie Ebner.
Dienstag, 16. Juni, 18.30 Uhr
Österreichische Frauen im Widerstand gegen den NS
Heimo Halbrainer (Graz): Steirerinnen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Der Widerstand von Frauen in der Steiermark blieb lange Zeit unbeachtet. Dies verwundert, da in der Steiermark der Widerstand im Allgemeinen und der von Frauen im Speziellen besonders stark war. So waren Frauen im politisch organisierten Widerstand, der in der Steiermark weitgehend von der Kommunistischen Partei bzw. ihren Organisationen getragen wurde, teilweise führend tätig. Allein über 40 Steirerinnen mussten wegen ihres Widerstands gegen das NS-Regime ihr Leben lassen. Hunderte Widerstandskämpferinnen wurden zudem vom nationalsozialistischen Volksgerichtshof oder den Oberlandesgerichten zu zum Teil hohen Strafen verurteilt oder kamen in ein Konzentrationslager.
Heimo Halbrainer, Mag. Dr., studierte Geschichte und Deutsche Philologie an der Universität Graz; Leiter von CLIO – Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit in Graz; zahlreiche Publikationen zu den Forschungsschwerpunkten: Jüdisches Leben in der Steiermark, Kriegsverbrecherprozesse nach 1945, Widerstand und Verfolgung. www.clio-graz.net
Mittwoch, 17. Juni, 18.30 Uhr
Feministische Theorie und Gender Studies
Birgit Wagner (Wien): Fragmente einer europäischen Diskursgeschichte der Liebe
In diesem Vortrag werden zwei Hauptwerke der Liebestheorie diskutiert, nämlich „Liebe als Passion“ von Niklas Luhmann und „Fragmente einer Sprache der Liebe“ von Roland Barthes. Der Ausgangspunkt ist Platons Unterscheidung zwischen dem „Liebhaber“ und dem „Geliebten“ und die Gender-Implikationen dieser zwei Subjektpositionen. Das eröffnet die Frage, ob Liebe ein von zwei Menschen geteiltes Gefühl sei oder nicht vielmehr das ist, was die Liebende bzw. den Liebenden radikal vereinzelt und subjektiviert.
Birgit Wagner ist Professorin für Romanische Literaturwissenschaft an der Universität Wien.
Donnerstag, 18. Juni, 18.30 Uhr
Biotechnologien, Kultur und Gesellschaft
Michi Knecht (Berlin/Gießen): Verwandtschaft im Feld „assistierender“ Reproduktionstechnologien. Ethnographische Beobachtungen
Auch wenn weit verbreitete Zeitungsgrotesken über 72-jährige Mütter, über die besondere Eignung von Feuerwehrmännern als Samenspender oder über die 3280 Kinder des Doktor X das suggerieren: Die kulturellen Implikationen und die sozialen Transformationen, die mit der weit verbreiteten Nutzung reproduktionstechnologischer Verfahren zusammenhängen, sind alles andere als offensichtlich und geklärt. Auf der Basis ethnographischer Forschungen im Alltag von Menschen, die Reproduktionstechnologien nutzen sowie im Berufsalltag von Reproduktionsmedizinerinnen und -medizinern, Laborangestellten und Samenbankbetreibern thematisiert der Vortrag reproduktionstechnologische Praktiken und Wissensformen, die sonst eher selten im Mittelpunkt gesellschaftlicher Selbstverständigungsprozesse stehen.
Michi Knecht, Dr.in, ist Sozial- und Kulturanthropologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Projektleiterin und Habilitandin am Institut für Europäische Ethnologie sowie am SFB 640, „Repräsentationen sozialer Ordnung im Wandel“ der Humboldt-Universität zu Berlin; derzeit Senior Research Fellow am International Graduate Center for the Study of Culture GCSC) an der Universität Gießen.
Der Vortrag findet statt im Rahmen der Vortragsreihe „Biotechnologien, Kultur und Gesellschaft“, die von der Grünen Bildungswerkstatt unterstützt wird.
Montag, 22. Juni 2009, 18.30 Uhr
Utopie als Werkzeug in Politik, Kultur und Religion
Ruth Müller, Lisa Sigl (Wien): Bis an den Rand der Vorstellungskraft! Science Fiction als Experimentierraum feministischer Utopien
Science Fiction erlaubt es, sich eine Zukunft jenseits dessen, was als Grenzen körperlicher, politischer und wirtschaftlicher Möglichkeiten gilt, auszumalen. Der „Fortschritt“, von dem sie erzählt, verknüpft auf verschiedenste Art wissenschaftlich-technologische und gesellschaftliche Veränderungen. Zukünfte zeichnen ist insofern auch ein politischer Akt: Grenzen werden verschoben, neue Denkräume aufgespannt und alternative Formen des Miteinander ausprobiert. Neue Ordnungen bzw. Neuordnungen werden vorstellbar und vielleicht auch lebbar. FeministInnen bietet Science Fiction daher die Möglichkeit, auszuloten, wie Welten aussehen könnten, die nicht entlang von Geschlechterdifferenz im herkömmlichen Sinne strukturiert sind. Eine Reise ins Genre der Möglichkeiten.
Ruth Müller ist Molekularbiologin, Wissenschaftsforscherin, Feministin; seit 2005 Projektmitarbeiterin am Institut für Wissenschaftsforschung, seit 2006 Lektorin an der Uni Wien und jüngst an der Uni Innsbruck; forscht und lehrt an der Schnittstelle von Lebenswissenschaft und Gesellschaft, aktuell im Projekt „Living Changes in the Life Sciences – Tracing the Ethical and Social within Scientific Practice and Work Culture“ (https://www.univie.ac.at/virusss/projects/39/788).
Lisa Sigl ist Ernährungswissenschafterin, Wissenschaftsforscherin, Utopistin: seit 2005 Projektmitarbeiterin, seit 2006 Lektorin am Institut für Wissenschaftsforschung der Uni Wien; forscht im Rahmen ihrer Dissertation zu Arbeitkulturen in der wissenschaftlichen Forschung.
Mittwoch, 24. Juni 2009, 18.30 Uhr
Feministische Theorie und Gender Studies
Gertrude Postl (Wien, Selden/USA): Liebe zwischen Spiritualität und Politik: Zum Wandel von Irigarays Liebesbegriff
Der Begriff der Liebe zieht sich wie ein Leitfaden durch Luce Irigarays gesamtes Werk. Während es jedoch in ihren frühen Texten darum ging, mit Hilfe eines spirituell angereicherten Liebesbegriffs das Verhältnis zwischen den Geschlechtern neu zu bestimmen, erhält Liebe in den späteren Texten eine zusätzlich politische Dimension und wird mit Demokratie in Verbindung gebracht. Der Vortrag wird diesen Weg der Liebe in Irigarays Werk nachzeichnen und die Frage nach den politischen Implikationen von Liebe aufwerfen.
Gertrude Postl ist Associate Professor am Suffolk College, USA und Universitätslektorin am Institut für Philosophie der Universität Wien
INSTITUT FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST
A-1090 Wien, Berggasse 17
Telefon / Fax ++43 (1) 317 43 42
IWK-Homepage: https://www.univie.ac.at/iwk
IWK-Programm, KW 25 und KW 26, Wien
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