CfP: Interdisziplinäre Tagung „Olympe de Gouges, un animal amphibie“ (Event, 11/2009, Wien); DL 15.07.2009

Einreichfrist für Beiträge: 15.07.2009

Datum: 21.11.2009, ganztägig
Veranstalter: Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK)
Ort: 1090 Wien, Berggasse 17/1
Organisation: Viktoria Frysak

Olympe de Gouges (1748 – 1793) bezeichnete sich in ihrer Schrift Pronostic sur Maximilien Robespierre (1792) als Amphibie und brachte damit ihre Unzuordenbarkeit innerhalb der bestehenden (Geschlechter-)Kategorien zum Ausdruck.
In der Gesellschaft ihrer Zeit hat sie genauso wie in der Nachwelt Irritationen erzeugt und für Polarisierung gesorgt. Sie wurde entweder verherrlich oder verunglimpft, Olympe de Gouges war und ist Gegenstand wilder Spekulationen.

„Meine Stimme wird sich aus der Tiefe meines Grabes Gehör verschaffen“, schrieb sie aus dem Gefängnis an das Revolutionstribunal wenige Wochen vor ihrer Hinrichtung.
Bis heute allerdings ist ihr gewaltiges Oeuvre, mit dem sie zu einer Vielzahl von gesellschaftstheoretischen, politischen und sozialen Themen Stellung genommen hat, weder zusammengetragen, noch erfasst, noch bearbeitet.

Die Tagung soll der Forschung um das Werk von Olympe de Gouges neue Impulse geben und ForscherInnen aller Disziplinen zu Austausch und Zusammenarbeit verhelfen. Beiträge zu allen Gebieten rund um Leben und Werk von Olympe de Gouges sind willkommen, insbesondere zu den Themen:

– femmes de lettres, schreibende Frauen [1]
– Abolitionismusbewegung (société des amis des noirs) [2]
– Menschenrechte – Bürgerrechte – Frauenrechte [3]
– Salonkultur [4]
– Politisches Engagement der Frauen der Aufklärung [5]
– zeitgenössische Philosophie: Rousseau, Diderot, Voltaire, Condorcet, Sieyès [6]

Vorschläge für Beiträge und Exposés bitte bis 15.07.09
an Viktoria Frysak: vif[at]editionviktoria.at

http://olympe-de-gouges.info

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Bestätigte Beiträge:

  • Laurette Burgholzer (Politikwissenschaft, Theaterwissenschaft):
    Theater als Medium für politisches Engagement:
    Marginalisierung Olympe de Gouges’ als Dramatikerin
  • Viktoria Frysak (Geschichte, Philosophie):
    Olympe de Gouges als Aufklärerin und Humanistin:
    Feministin, Abolitionistin, Sozialpolitikerin, Gesellschaftskritikerin
  • Birgit Preißl (Romanistik, Geschichte):
    Zwischen Diffamierung und Einflussnahme:
    „l’administration nocturne des femmes“ <–> la galanterie
  • Corinne Walter (Wirtschaftswissenschaften, Übersetzung):
    Olympe de Gouges‘ politisches Oeuvre:
    Homme, es-tu capable d’être juste?

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[1] Es galt für eine Frau auch während der Aufklärung und weit über diese hinaus als hochgradig anstößig und sittenlos, etwas anderes als Märchen-, Brief-, oder Tagebuchliteratur zu schreiben. (Thiele-Knobloch, Gisela: Olympe de Gouges – oder Menschenrechte auch für Frauen, Band 7 der Vortragsreihe „Berliner Wissenschaftlerinnen stellen sich vor“, Berlin, 1989)

[2] … im Jahr 1785, hatte Olympe de Gouges […] das erste gegen die Sklaverei gerichtete Theaterstück eingereicht, zu einer Zeit, in der das zu tun, wie Brissot festgestellt hat, ein erhebliches Wagnis darstellte, weil es darauf hinauslief, einem Teil der französischen Aristokratie entgegenzutreten, der aus der Aufrechterhaltung des Handels Vorteile zog. (Blanc, Olivier: Marie-Olympe de Gouges. Une humaniste à la fin du XVIIIe siècle, Cahors, 2003)

[3] Olympe de Gouges war die erste unter den Heldinnen der Revolution, die dieser eine Folgerichtigkeit abverlangte, indem sie die Rechte der Frau und Bürgerin proklamierte. (Lacour, Léopold: Trois femmes de la Révolution: Olympe de Gouges, Théroigne de Méricourt, Rose Lacombe, Paris, 1900)

[4] Olympe de Gouges zog nach Auteuil, wo sie Nachbarin der intellektuellen Salonière Marie-Charlotte Hippolyte de Campet de Saujon wurde. Anne-Catherine de Ligniville, Witwe von Helvetius und Mittelpunkt der société d’Auteuil lebte ebenfalls dort. Auch im Salon der Fanny de Beauharnais und anderen Intellektuellenzirkeln war sie anzutreffen. (vgl. Blanc, Olivier: Marie-Olympe de Gouges. Une humaniste à la fin du XVIIIe siècle, Cahors, 2003)

[5] Schon der französische Historiker Michelet […] pries vor allem diejenigen, die sich entweder durch jungfräulichen Heroismus (Typ: Charlotte Corday) oder durch ihr klug zurückhaltendes Wirken als beratende Gattin (Typ: Madame Roland) auszeichneten. Die politisch aktiven, in aller Öffentlichkeit Geschlechtergleichheit fordernden Frauen waren ihm suspekt, besonders wenn sie im Rufe eines freizügigen Lebenswandels standen. (Marieluise Christadler in: Noack, Paul: Olympe de Gouges, 1748 – 1793, Kurtisane und Kämpferin für die Rechte der Frau, München, 1992)

[6] Wie er [Condorcet] und wie Sieyès ist sie begeistert von der Idee einer Verfassung, dem Mittelpunkt ihres politischen Denkens … (Félix-Marcel Castan in: Gouges, Olympe de: Oeuvres complétes, Tome I, Montauban, 1993)

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