Universität Bern
Zeit: Fr., 23. Oktober 2015
Ort: Bern
Programm der Tagung als PDF
Kulturelle Erinnerung ist stets von gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um die Deutung der Vergangenheit geprägt. Sie spiegelt daher nicht nur historiographische Entwicklungen wider, sondern auch und besonders politische und soziokulturelle Tendenzen. Gerade in der Schweiz setzen sich in jüngster Zeit wieder vermehrt Lesarten durch, welche von Taten «grosser Männer» und historischen Schlachten erzählen. Auch im «Super-Jubiläumsjahr» 2015 (NZZ) stehen verschiedene Ereignisse im Fokus der Öffentlichkeit, welche für die Politik- und Militärgeschichte relevant sind. Diese Ereignisse haben zweifelsohne ihre Bedeutung, sowohl für die Geschichte der Schweiz als auch für das kollektive Erinnern. Doch hat das Narrativ der «grossen Männer» und Schlachten eklatante historische Gedächtnislücken. Hier setzt die geplante Tagung an, indem sie nach einer historiographischen Korrektur der zelebrierten nationalen Erinnerungskultur sucht. Ziel ist es, die Möglichkeiten und Grenzen einer sozial- und geschlechterhistorisch orientierten transnationalen Erinnerungskultur auszuloten. Im Rahmen dreier Panels dienen die Jahre «1865» und «1915» sowie die «1968er-Jahre» als heuristische Chiffren für bestimmte Phasen der Schweizer Sozial- und Geschlechtergeschichte, in denen sich Austauschprozesse zwischen der Schweiz und anderen Ländern auf besondere Art und Weise artikulierten. So soll es gelingen, einem «neuen Unbehagen an der Erinnerungskultur», wie es die Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann festgestellt hat, wissenschaftlich Ausdruck zu verleihen.