CfP: Flüchtlingskrisen. Nichts Neues in Österreich. Ursachen – Verläufe – Auswirkungen (Event, 09/2016, Wien); DL: 30.04.2016

Organisation: Börries Kuzmany, Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Ort: Wien
Termin: 30. September 2016
Einreichfrist: 30. April 2016

In den letzten dreihundert Jahren war Österreich bzw. die Habsburgermonarchie wiederholt mit Situationen konfrontiert, in denen in sehr kurzer Zeit eine große Anzahl an Flüchtlingen in Österreich Aufnahme suchte. Zwar haben sich im 20. Jhd. die zahlenmäßigen Dimensionen vergrößert und die Zeitabstände zwischen den jeweiligen Krisen verkürzt, viele Verhaltensmuster sind aber erstaunlich konstant.

Die eintägige wissenschaftliche Tagung richtet sich ausdrücklich an eine breite Öffentlichkeit. Um Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang des Staats, der Gesellschaft und der Öffentlichkeit mit diesen historischen Flüchtlingskrisen besser erkennen zu können, sollen die einzelnen Beiträge unbedingt auf folgende Themenkreise eingehen:

  • Umstände der Notsituation, die eine Fluchtbewegung auslöst.
  • Wer flieht? (Anzahl, Verfolgte, Männer/Frauen, „Trittbrettfahrer/innen“)
  • Einreise nach und Aufnahme in Österreich (Grenzübertritt, Notunterkünfte, öffentliche Meinung, Hilfsorganisationen / Schlepper/innen, rechtlicher und politischer Kontext…)
  • Bleiben oder Nichtbleiben? (Ansiedlung, Integration, Weiterreise)
  • Rückkehrer/innen

Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Reisekosten sowie eine Übernachtung können, vorbehaltlich Finanzierung, übernommen werden. Da eine zeitnahe Publikation geplant ist, bitten wir die schriftlichen Beiträge bereits vor Konferenzbeginn an die Organisatoren zuzusenden, um das Begutachtungsverfahren nicht zu verzögern. Bei Interesse mailen Sie bitte bis 30. April 2016 ein deutsches oder englisches Abstract Ihres Vortragsvorschlags (max. 500 Worte) und einen Lebenslauf.

Zu folgenden Flüchtlingswellen suchen wir konkret Beiträge. Diese Liste ist weder abschließend noch zwingend, Abstracts zu anderen Österreich betreffenden Flüchtlingskrisen werden genauso berücksichtigt:

Flüchtlinge aus dem Osmanischen Reich im 17. Jhd.: Einer der wenigen Fälle, wo Flüchtlinge willkommen waren, mit Privilegien in der Kroatisch-Slawonisch-Banater Militärgrenze und im Burgenland angesiedelt und somit in den Staat integriert wurden.

Französische Revolution 1789: Nach Kernösterreich kamen nicht sehr viele Flüchtlinge, aber in die österreichischen Niederlande sind Royalisten durchaus geflüchtet. Flüchtlinge können also auch aus dem „Westen“ kommen.

Polnische Aufstände 1831 und 1863: Österreich war mit Galizien eines der ersten Anlaufstellen, und musste politisch lavieren zwischen öffentlichen Sympathiebekundungen und prinzipieller Nichteinmischung in russische Innenpolitik.

Jüdische Pogromflüchtlinge aus dem Zarenreich 1881-1882: Die antijüdischen Ausschreitungen in Südrussland lösten eine kleinere Flüchtlingswelle nach Österreich aus, bei der es erstmals eine konzertierte internationale Hilfsaktion gab.

Erster Weltkrieg und Nachkriegszeit 1914-1920: Einerseits kamen Flüchtlinge und Evakuierten von der Front während des Kriegs, andererseits gab es ein langes Tauziehen um die Einbürgerung ehemaliger österreichischer Staatsbürger, v.a. galizische Juden.

DPs und Vertriebene 1944-1950: Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs hielten sich über eineinhalb Millionen Flüchtlinge in Österreich auf. Diese umfassten Kriegsgefangene, ehemalige KZ-Häftlinge und volksdeutsche Vertriebene.

Kommunismusflüchtlinge: Synthese zu den politisch aber auch ökonomisch bedingten Fluchtbewegungen aus den sozialistischen Staaten: Ungarn 1956, CSSR 1968, Polen 1981, Boatpeople 1975, Wendejahre 1988-1990.

Bosnienflüchtlinge der 1990er Jahre: Letzte große Flüchtlingswelle von der Österreich überdurchschnittlich betroffen war und bei der Fragen der langfristigen Integration in Schule und Arbeitsmarkt wichtig waren.

Kontakt: Börries Kuzmany (INZ/ÖAW): boerries.kuzmany@oeaw.ac.at