Vortrag: Christine Schneider: „Weilen jederzeit ratsam seine befreinten in derlei sachen zu consultieren…“. Die Familienkorrespondenz des Christoph Wilhelm von Thürheim (1661–1738), 11.01.2017, Wien

Vortrag im Rahmen von Geschichte am Mittwoch (Semesterprogramm)
Ort: Universität Wien, Hauptgebäude, Institut für Geschichte, HS 45
Zeit: Mi., 11.01.2017, 18.30 s.t.–20.00 Uhr
Der oberösterreichische Landeshauptmann Christoph Wilhelm von Thürheim (1661–1738) und vier seiner Geschwister pflegten jahrzehntelang einen intensiven Briefwechsel. Abhängig von Geschlecht, Geburtenfolge, sowie weltlichem bzw. geistlichem Stand hatten die verheirateten und unverheirateten Geschwister unterschiedliche Funktionen und Rollen innerhalb ihrer Herkunftsfamilie. Alle gängigen Möglichkeiten weiblicher und männlicher adeliger Lebensformen und Karrieren sind in der Familie vertreten.
Die Geschwister Thürheim suchten für sich und ihre zahlreichen Kinder Einkommen und Sozialprestige zu erlangen. Neben möglichst vorteilhaften Eheschließungen wurden Ämter und Funktionen am Wiener und Münchener Hof bzw. in der katholischen Kirche angestrebt. Auch die Nonne Isabella und der Domherr Otto Carl zeigten ein starkes Interesse an ihren Neffen und Nichten, wobei geschlechtsspezifisch die Beziehungen zwischen Tante und Nichten, bzw. Onkel und Neffen besonders eng waren. Der/ die Einzelne wurde in seinen/ ihren Karrierebestrebungen von den Verwandten unterstützt und sollte zukünftig die so gewonnene Position zum Nutzen der Familie anwenden. Das gemeinsame strategische Ziel, die gesellschaftliche Bedeutung der Familie Thürheim zu steigern, wurde dabei nicht in Frage gestellt. Wechselseitige Hilfestellung und Gegenleistung prägten auch die Beziehungen innerhalb der weitverzweigten adeligen Verwandtschaft und Bekanntschaft.
Christine Schneider leitet von Februar 2016 bis Jänner 2018 das Projekt „Die Familienbriefe des oberösterreichischen Landeshauptmannes Christoph von Thürheim (1661-1738)“, finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank.