Zeit: Do., 12.01.2017, 18.30 Uhr
Ort: Volkskundemuseum Wien, Laudongasse 15-19, 1080 Wien
Zum Thema Frauen im Nationalsozialismus besteht noch immer großer Forschungsbedarf. In dem geplanten Gespräch werden u. a. Fragen thematisiert werden wie: Welche einschlägigen Schwerpunkte wurden in der Forschung bis jetzt gesetzt? Was für Materialien kommen in die Sammlung Frauennachlässe und wie wird dort damit umgegangen? Was erzählen Selbstzeugnisse und anderen Quellen aus ‚privaten’ Vor- oder Nachlässen über die Zeit des NS?
- Christa Hämmerle ist a.o. Univ. Prof. für Neuere Geschichte sowie Frauen- und Geschlechtergeschichte an der Universität Wien und Leiterin der Sammlung Frauennachlässe.
- Li Gerhalter ist Historikerin und Betreuerin der Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte der Universität Wien.
- Herbert Justnik ist Kurator und der Betreuer der Fotosammlung im Volkskundemuseum Wien.
Die Sammlung Frauennachlässe am Institut für Geschichte der Universität Wien ist mit zahlreichen Exponaten in der Ausstellung „Fremde im Visier“ im Volkskundemuseum vertreten.
Zur Ausstellung: Private Kriegsalben sind individuell konstruierte Erinnerungsräume einer ganzen Generation. Sie geben den Blick frei auf die visuellen Zeugnisse der Soldaten, ihre Sicht auf den Krieg. Die Vielschichtigkeit im Hinblick auf fotografische Intention, Motiv und Bedeutung unterscheidet die private Fotografie von den Einzelmotiven professioneller Propaganda-Kompaniefotografen, die ideologisch eindeutige Aufträge zu erfüllen hatten.
Vorgefertigte Alben mit den Insignien des Nationalsozialismus – Hakenkreuz, Eichenlaub und Adler – sollten mit den Fotos von Hitler, Göring und anderen Generälen auf Vorsatzblättern die Ideologisierung dieses militarisierten Teils der „Volksgemeinschaft“ in den „Erinnerungen an meine Dienstzeit“ vorantreiben. In den letzten Kriegs- und frühen Nachkriegsjahren entstanden aber auch Konvolute, häufig in schlechter Papierqualität und als einfache Hefte, die von dem dringenden Bedürfnis zeugen, Fotos der traumatischen Kriegsjahre zu bewahren.
Was lässt sich aus der medialen Aneignung mittels Fotografie zwischen Kommunikation, Distanz und Unterwerfung schließen? Inwieweit wird die ideologische Rhetorik des NS-Regimes, werden die verbalen und visuellen Feindbilder der Propaganda reproduziert? Wie sehen die unterschiedlichen räumlichen Ordnungssysteme im Album aus? Was lässt sich aus der oft chaotischen Montage der Bilder und ihrer Beschriftung erschließen? Was sagen die Text-Bild-Kombinationen über die Selbstvergewisserung der Soldaten aus? Wie lässt sich die Zerrissenheit zwischen subjektivem Erleben und repräsentativer Darstellung erfassen? Welche Rolle spielen die Bilder und ihre Narration im großen Verschweigen der Nachkriegsjahre?
Kuratorinnen der Ausstellung
- Petra Bopp studierte Kunstgeschichte in Hamburg und Paris. Sie arbeitet als freie Kunsthistorikerin und Kuratorin in Hamburg und Berlin.
- Sandra Starke studierte Geschichte und Europäische Ethnologie an der Humboldt-Universität Berlin. Sie arbeitet als Fotohistorikerin und Kuratorin in Berlin.