8. Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte
Zeit: Freitag, 5. Oktober – Samstag, 6. Oktober 2007
Ort: Jugendgästehaus Dachau
Waren Frauen, die im Nationalsozialismus als KZ-Aufseherinnen Dienst taten, „Bestien“, wie damals die Zeitungen im Prozess gegen Ilse Koch, die Frau eines KZ-Kommandanten, schrieben, – oder ganz normale Frauen? Wie stand es um Mitarbeiterinnen bei der Gestapo, die an Deportationen mitwirkten, oder um Krankenpflegerinnen in Heil- und Pflegeanstalten angesichts des Euthanasie-Programms? Wie verhielten sich NS-Frauenschafterinnen, Mitglieder des „Bundes deutscher Mädel“ oder Krankenhelferinnen im „Osteinsatz“? Warum lieferten Denunziantinnen ganz bewusst andere Menschen aus? Identifizierten sie sich mit dem System, mit seiner rassistischen Ideologie, mit seinen mörderischen Programmen?
Das 8. Dachauer Symposium zur Zeitgeschichte beschäftigt sich mit den Frauen, die nicht Opfer des NS-Systems waren oder Widerstand leisteten, sondern mit denjenigen, die mitmachten, mitliefen oder profitierten, die das System bejahten und stützten oder selbst folterten und mordeten. Erst seit den 1970er Jahren wird nach der Rolle von Frauen für die Durchsetzung und den Erfolg des nationalsozialistischen Regimes gefragt. Dies war damals das Verdienst der neuen Frauenbewegung, die Frauen als handelnde Personen der Geschichte thematisierte und auch die Zeit des Nationalsozialismus nicht ausklammerte.
Das Ergebnis: Frauen waren nicht anders oder besser, sie handelten wie Männer abhängig von ihrer Position, ihrer politischen Einstellung und ihrer ethnischen Zugehörigkeit.
Seit einigen Jahren nimmt sich nun eine neue Forscher- und Forscherinnengeneration, geprägt von den nationalen und internationalen Forschungen zu Gender, zu Professionalisierung und zur Historischen Anthropologie, erneut der Thematik an. Hier geht es nicht mehr nur um Frauen allein. So machten z.B. die Untersuchungen zu den „ganz normalen Männern“, die aktiv an den Verbrechen mitwirkten, deutlich, wie sehr der Blick bis hinein in die Nachkriegsprozesse von impliziten oder expliziten Vorannahmen über die Geschlechterrollen im Nationalsozialismus bestimmt war. Vielfach wurde weibliche „Schuld“ daher erst gar nicht thematisiert, hätte dies doch vorausgesetzt, Frauen als aktiv und selbstverantwortlich Handelnde zu sehen. Wenn doch, erschien die Teilnahme von Frauen an Mord und Vernichtung als sehr viel verwerflicher als die von Männern. Doch auch Frauen handelten mit eigenen Interessen und Überlegung.
Weitere Informationen, Programm
URL des Beitrages: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=7661
Symposium: Sie waren dabei. Mitläuferinnen, Nutznießerinnen, Täterinnen im Nationalsozialismus, 05.-06.10.2007, Dachau
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