214. Institutsseminar des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (Web)
Zeit: Fr., 06.10.2017, 17.15 Uhr
Ort: Universität Wien, Universitätsring 1, HS 50, 2. Stock
Maria Theresia ist die Verkörperung des österreichischen Nationalmythos schlechthin. Bis heute ist das populäre Bild der Kaiserin-Königin in hohem Maße von der Historiografie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts geprägt, während die jüngere HistorikerInnengeneration lange Zeit einen auffälligen Bogen um sie gemacht hat. Anlässlich ihres 300. Geburtstags 2017 ist es höchste Zeit, die Gestalt Maria Theresia zu historisieren und ihren Mythos zu entzaubern. Dieser Mythos war und ist wesentlich dadurch geprägt, dass Maria Theresia als Frau die Herrschaft im Erzhaus innehatte und sie mit „männlicher“ Tugend ausübte. In ihr schienen sich feminine Anmut und maskuline Tatkraft zu höchster Vollkommenheit zu verbinden. Man schrieb der sechzehnfachen Mutter eine Art politischer Gebärfähigkeit zu: „Das mütterlich Dämonische an ihr war das Entscheidende“, so Hugo von Hofmannsthal. Von Voltaire bis Alfred von Arneth, von Sacher-Masoch bis Elisabeth Badinter dient Maria Theresia als Projektionsfläche für ganz verschiedene Frauenbilder, sei es biedere Reichshausfrau, sei es herrische Domina, sei es emanzipierte Frau avant la lettre. Immer aber erscheint sie als die große weibliche Ausnahme in einer von Männern betriebenen Politik. Der Vortrag setzt sich mit diesen Projektionen auseinander und fragt danach, welche Rolle es spielte, dass Maria Theresia als Frau die Herrschaft innehatte – sowohl für sie selbst und ihre Zeitgenossen als auch für spätere Historikergenerationen. … weiterlesen (Website).