Vortrag im Rahmen der Reihe „INTERAKTIONEN“; Johanna Gehmacher, Maria Mesner, Albert Müller und Bertrand Perz
Zeit: Do., 19. Oktober 2017, 12:00 Uhr
Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, Universitätscampus, Spitalgasse 2-4/Hof 1, 1090 Wien
Als die Stunde des Faschismus 1933 auch in Spanien schlug und die Falange in einem Madrider Theater gegründet wurde, waren Frauen zunächst nur Zuseherinnen im Publikum. Sehr bald aber wurden sie zu aktiven, politisch überzeugten Akteurinnen der „Kampfzeit“ vor dem Spanischen Bürgerkrieg. Auf der Suche nach Vorbildern blickten die Spanierinnen mit Kriegsbeginn über nationale Grenzen hinaus auf Italien, zunehmend aber auf NS-Deutschland. In der Tradition der (bis dahin männlichen) Netzwerke des transnationalen Faschismus spielten insbesondere ihre Führerinnen wie Pilar Primo de Rivera eine Rolle, die gerade für Kriegszeiten und bei faschistisch organisierten Frauen eher ungewöhnlich erscheinen mag und bisher kaum systematisch erforscht wurde.
Der Vortrag befasst sich einführend mit der Vorgeschichte der spanischen Faschistinnen bis 1936. Danach werden anhand von Quellen aus Spanien, Deutschland und Italien grenzüberschreitende Beziehungen, bilateralen Studienreisen und schließlich auch ihre aktive Mitwirkung auf multilateraler Ebene skizziert, die 1942 mit der Gründung des „Europäischen Jugendverbands“ in Wien den Höhepunkt erreichte.
Toni Morant hat eine Postdoc-Stelle am Department für Neueste und Zeitgeschichte an der Universität València inne. Nach dem Geschichtsstudium in València und Potsdam, promovierte er 2014 zu den Beziehungen zwischen den spanischen Faschistinnen und den NS-Mädel- und Frauenorganisationen. Bis 2015 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Exzellenzcluster ‚Religion und Politik‘ der WWU-Münster mit einem Projekt zur Rolle der katholischen Kirche im spanischen Bürgerkrieg. Seitdem befasst er sich auch mit der öffentlichen Aufarbeitung des Bürgerkriegs und der Franco-Diktatur.