Sammelband, herausgegeben von Christine Ehardt, Georg Vogt und Florian Wagner
Einreichfrist: 30. Juli 2018
Als ein Spezifikum des Fernsehens neben anderen audiovisuellen Laufbildmedien fällt vor allem dessen Hang zu seriellen Formaten ins Auge. Sie geben den Rahmen der Stoffentwicklung vor und begleiten das Publikum als regelmäßige Fernsehereignisse über einen längeren Zeitraum. Das prägt Sehgewohnheiten und – zumindest in den ersten Jahrzehnten des österreichischen Fernsehens – auch eine spezifische Öffentlichkeit im Sinn eines gemeinsamen Erfahrungshorizonts.
Als längerfristige Phänomene mit breiter Öffentlichkeit bieten TV-Serien Einblick in die historische Verfasstheit der Gesellschaft. Der geplante Band möchte sie vor allem als kulturelles Phänomen erörtern und ins Licht aktueller Forschungsperspektiven rücken.
Fernsehen als Kulturtechnik und dessen serielle Dimension im Speziellen trifft hier auf einen zweiten, auch durch und mit dem Fernsehen verstehbaren, Rahmen: Den des Staates Österreichs und seinen Verfasstheiten nach 1945. Mit seinem bis Mitte der 1990er Jahre bestehenden Fernsehmonopol bei gleichzeitigem Fehlen eines umfangreichen und öffentlich zugänglichen Programmarchivs nimmt Österreich eine Sonderstellung ein.
Sich auf österreichische Serien zu fokussieren soll dabei
keineswegs heißen, die Globalgeschichte, in die sie eingebettet sind, auszublenden. Grade in der Adaption bestehender Formate zeigen sich aufschlussreiche Appropriationstendenzen, und auch im Export österreichischer Serien erweist sich die Adaptierung oft als aufschlussreich für das Originalformat.
Der Gegenstand ist als „aus mehreren Folgen“ bestehendes Fernsehformat sehr breit umrissen. Auch die Beschäftigung mit Projekten die auf ein solches Format abzielten, aber in Entwicklung oder Pilotphase eingestellt wurden, sind sehr willkommen – ebenso wie das Fernsehspiel, Scripted Reality Formate und Telenovelas.
Unser Buch will eine Vielzahl von Zugängen transdisziplinär ausloten und österreichische Fernsehgeschichte als Medien- und Kulturgeschichte in Schlaglichtern abbilden. Es geht uns nicht um das ausstehende Großprojekt einer systematischen Fernsehgeschichtsschreibung des ORF und seiner privaten Konkurrenten sondern um exemplarische Auseinandersetzungen. Es sind qualitative wie quantitative wissenschaftliche Zugänge aus der ganzen Breite der Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften willkommen.
Mögliche Themenkomplexe sind unter anderem Nation Building, soziale Authentifizierung, Bildpolitiken des Alltags, Migration, Arbeitswelt, Familien- und Geschlechterverhältnisse sowie der Umgang mit Vergangenheit. Auch Interdependenzen von Theater und Fernsehen, ästhetische Veränderungen nach ORF Reformen, Monopolverlust und dem Aufkommen von Web-Formaten können Ausgangspunkte kritischer Untersuchungen sein.
Die Verlagsentscheidung wird aufgrund der eingegangenen Textvorschläge und des letztlich zu erwartenden Volumens des Buches erfolgen. Ein Peer-Review Verfahren wird angestrebt. Die entstehenden Texte sollten etwa 15.000 bis 20.000 Zeichen umfassen.
Ende des Calls: 30. Juli 2018. Die Abstracts bitte als pdf, rtf, doc oder txt file an georg.vogt@univie.ac.at senden.