Schwerpunktheft der ZS „Arbeit – Bewegung – Geschichte. Zeitschrift für historische Studien“ (Web)
Einreichfrist: 31.12.2018
„[…] jede Art der Ausbeutung und Unterdrückung, richte sie sich gegen eine Klasse, eine Partei, eine [sic!] Geschlecht oder eine Rasse“. So beschrieb die deutsche Sozialdemokratie im Erfurter Programm von 1891 die Strukturen, gegen die sich ihre Politik wandte. Das Dokument kann als eines der ersten intersektionalen Programme der politischen Linken gelten. Auch marxistische Klassiker wie Friedrich Engels „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“ (1884) oder Bebels „Die Frau und der Sozialismus“ (1879) klammerten sich nicht an die vorgefundenen Geschlechterordnungen der proletarischen Zielgruppe. Stattdessen kritisierten sie diese und brachten sie mit anderen Diskriminierungsformen zusammen. Anstatt populistisch dem Volk aufs Maul zu schauen, bemühte sich die Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts „Klasse“ – und damit sich selbst – als Bewegung zu formen. Ob sie deshalb bereits als ArbeiterInnenbewegung gelten kann, ist eine der Fragen, denen wir uns im Rahmen unseres Sonderheftes widmen wollen.
Trotz der Berufung auf objektive Gesetze der Geschichte war die Formierung einer proletarischen Klassenidentität, wie sie E. P. Thompson beschrieben hat, ein aktiver Prozess, der gelingen konnte, indem der bereits existierenden bürgerlichen Frauenbewegung von den Proletarierinnen und ihren Ideengeberinnen wie Clara Zetkin ein eigener Entwurf gegenübergestellt wurde. Weiterlesen … (Web)