Vortrag: Sabine Fuchs – Eine queer-fem(me)inistische Perspektive auf das Paradox der sichtbaren „Unsichtbarkeit“, 08.06.2010, Wien

Ein Vortrag zum Thema Fem(me)inismus organisiert vom Referat für feministische Politik der BV & Referat für kulturelle Angelegenheiten (HUFAK) der ÖH
Ort: Universität für angewandte Kunst Wien, Oskar Kokoschka-Platz 2, 1010 Wien, Altbau, Lichthof B
Zeit: 08.06.2010 ab 19:00, afterwards: Djanes im Hof
Während ‚Sichtbarkeit‘ nach wie vor positiv besetzter Schlüsselbegriff lesbischwuler Identitätspolitiken bleibt, ist ‚Unsichtbarkeit‘ vielleicht zum bedeutendsten negativ besetzten Schlagwort geworden, das mit der lesbischen oder queeren Femme verbunden wird.
Der Vortrag erörtert, wie Aspekte von queerem Femme-Gender und -Sexualität über das Feld des Visuellen (mit-)bestimmt werden.(Vermeintliches) Wissen darüber, wer oder was femme, butch, queer, lesbisch, schwul oder transgender ist, beruht in höchstem Maß auf Urteilen über Sehbares und somit auf der Stabilität bzw. Instabilität des Visuellen. Unter dem Einfluss dieses skopischen Regimes verkörpert die Femme im Feld des Visuellen ein Paradox der ’sichtbaren Unsichtbarkeit‘. Die Annahme einer direkten Verknüpfung von visueller ‚Sichtbarkeit‘ und gesellschaftlicher Macht, wie sie in identitätspolitischen lesbischwulen und trans*- Diskursen noch immer vorherrschend ist, wird von queer-theoretischer Seite seit langem problematisiert. Wenngleich psychoanalytisch und semiotisch ausgerichtete feministische Film-, Literatur- und Kunstwissenschaften seit Jahrzehnten auf die Begrenztheit visueller Repräsentationsstrategien hinweisen, halten große Teile der LGBT-Bewegung hartnäckig an unreflektierten Politiken der ‚Sichtbarkeit‘ fest.
Am Beispiel der Femme verfolgt der Vortrag Argumente gegen die Strategie der ‚Sichtbarmachung‘ von marginalisierten Existenzweisen und die Hypothese der Ermächtigung durch ‚Unsichtbarkeit‘. Ebenfalls angesprochen werden Möglichkeiten und Grenzen von ‚Passing‘ und die Erotisierung von Wissen/Macht in queerer Schaulust jenseits naiver identitätslogischer Forderungen nach ‚Sichtbarkeit‘.
Infos zur Vortragenden: Sabine Fuchs ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und lebt in Hamburg. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Arbeitsstelle für feministische Literaturwissenschaft der Universität Hamburg, Stipendiatin der Cornell University, Ithaca, N.Y. und Gründungsmitglied des Zentrum Gender Studies (ZGS, ehemals ZFS) der Universität Bremen. Im Rahmen ihrer Dissertation analysiert sie Einschreibungen von Femininität und Queerness in Diskursen des „Trivialen“. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Populärkultur, visuelle Kultur, Gegenwartsliteratur sowie queer-trans*-feministische Theoriebildungen und Praxisformen. 2009 erschien der von ihr herausgegebene Sammelband „Femme! radikal – queer – feminin“ im Querverlag Berlin.
aus: femail@liab.at

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