Lesung: Philipp Meinert: Homopunk History, 12.07.2019, Wien

Homopunk History und Das Werk Wien (Web)
Zeit: 12.07.2019, Einlass: 20.00 Uhr, Lesung: 21.00 Uhr
Ort: Das Werk Wien, Spittelauer Lände 12, Bogen 331-333, 1090 Wien
Dass Punk in einem ethymologischen Sinne nicht nur soviel wie »Abschaum«, »Dreck« und »Müll« bedeuten kann, sondern (in Nordamerika) auch ein Slangwort für einen männlichen Homosexuellen im Gefängnis ist, steht inzwischen in jeder besseren Einführung zu dieser Subkultur.
Der urbane Sumpf, aus dem Punk hervorkroch, war alles andere als heterosexuell und männlich geprägt. Dort tummelten sich die New Yorker Prä-Punks von The Velvet Underground um den bisexuellen Lou Reed oder die mit Geschlechterrollen spielenden New York Dolls. Und auch als Punk Ende der 1970er-Jahre explodierte, war er geprägt von der gemeinsamen Vergangenheit mit der schwul-lesbischen Kultur. Die Schlüsselfiguren der späteren Londoner Punkszene trafen sich bevorzugt in Homo-Bars, die bürgerlichen Vorstellungen von »Männlichkeit« und sexueller Identität wurden zusammen mit der Musik­geschichte entsorgt.
Aber schnell wurden Punk und sein Subgenre Hardcore immer brutaler, lauter und männlicher. Viele Schwule, Lesben und Queers kehrten der Szene den Rücken oder verblieben ungeoutet im Schrank, bis mit Bruce LaBruce und G.B. Jones zwei Punks in Toronto Mitte der 1980er-Jahre die Queercore-Bewegung ins Leben riefen und in den 1990er-Jahren eine jüngere Generation von Punks zunehmend offener mit dem Thema umgingen.
»Homopunk History« geht auf die Suche nach den Nischen, in denen Punk trotz allem abweichende sexuelle Identitäten möglich machte. Denn es gab weiterhin Refugien, in denen sich Punk seine Offenheit bewahrte. Es enthält außerdem 14 exklusive und ausführliche Interviews mit LGBTIQ*-Persönlichkeiten der Punk- und Hardcore-Szene. Weiterlesen … (Web)
Interview mit Philipp Meinert auf YouTube (ca. 28 Minuten)
Philipp Meinert, 1983 in Gladbeck geboren, erlebte im Ruhrgebiet eine solide Punksozialisation. Studium der Sozialwissenschaften in Bochum. Seit 2010 neben seiner Lohnarbeit regelmäßiger Schreiber und Interviewer für verschiedene Online- und Printmedien, hauptsächlich für das »Plastic Bomb Fanzine«. 2013 gemeinsam mit Martin Seeliger Herausgeber des Sammelbandes »Punk in Deutschland. Sozial- und kulturwissenschaftliche Per­spektiven«. Lebt in Berlin.
Während der Arbeit an diesem Buch beschäftigte sich Philipp Meinert erstmals theoretisch mit Punk. Zuvor war er eher praktisch veranlagt und las fast nie Bücher zum Thema. Er bemerkte erstmalig, wie queer diese Subkultur startete und wie schnell sie heterosexuell wurde. Gern wollte er mehr darüber erfahren, fand jedoch nicht ausreichend Material. Da kam die Idee auf, dieses Buch schreiben zu müssen. DIY halt. Das Resultat ist »Homopunk History«.
Eintritt: freie Spende